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Handball-Torhüter
müssen verrückt sein

Grote rastet aus - Fichte fällt sich fast selbst

Lübbecke (Les). In der Handballszene gibt's ein festes Wort: »Torhüter müssen verrückt sein.« Grund für diese Aussage: Wer lässt sich schon freiwillig Geschosse mit Geschwindigkeiten von bis zu 120 km/h um die Ohren pfeffern?

Mehr noch: Wer versucht schon freiwillig, diese Geschosse auch noch absichtlich mit irgendeinem Körperteil, teilweise sogar mit dem Kopf, daran zu hindern, an einem vorbeizusausen? Die Antwort ist eben: Handball-Torhüter.
Wie beispielsweise die des TuS N-Lübbecke. Wie gesehen am Samstagabend im Heimspiel des TuS gegen den VfL Gummersbach. Da kommt nach 23 Minuten Sascha Grote für den wenig anpackenden Friedrich ins TuS-Tor. Ein voll bis in die Haarspitzen motivierter Sascha Grote. Jede Muskelfaser ist angespannt. Die Knie sind gebeugt, die Finger flattern unentwegt. Die Körpersprache sagt deutlich: schmeiß das Bällchen ruhig auf meine Kiste, ich will's haben. Und zur Bekräftigung dafür, und um wirklich hellwach zu sein, schlägt sich der hauptberufliche Kripo-Beamte immer wieder mit der flachen Hand ins Gesicht. Und es hilft. Dank Sascha Grotes Paraden kommt der TuS wieder ins Spiel zurück, macht aus dem 11:16 ein 15:18. Und dann ist Grote megasauer. Einen Yoon-Schuss hat er abgewehrt. Er liegt am Boden, der Ball tanzt in der Luft - und wird von Schiri Hock dabei hinter der Linie gesehen, er gibt Tor. »Opa« kann's nicht glauben, rastet aus wie weiland das berühmte Rumpelstilzchen. Wütend schlägt der Keeper in die Luft. Einmal, zweimal, dreimal. Schimpft wie ein Rohrspatz. Nur gut, dass Herr Hock schon weg ist, nichts mehr hört. Erst Fabian van Olphen gelingt es, den Torhüter einzufangen und festzuhalten, damit nicht noch etwas Unbesonnenes passiert.
Zweiter Akt. Auszeit des TuS. Grote geht, Friedrich kommt wieder. Und hält gleich einen Strafwurf von Siurdsson. Riesenjubel. Motivationsschub bei Fichte. Das Haus tobt, als Fölser das 30:29 erzielt. Wieder Strafwurf. Diesmal durch Houlet. Wieder hält Friedrich. Und bejubelt sich selbst. Boxt immer wieder senkrecht in die Luft, lehnt sich immer weiter zurück - bis er das Gleichgewicht verliert und mit Mühe einen Sturz zu Boden verhindert.
Ja, tatsächlich: Torhüter müssen irgendwie ein bisschen verrückt sein!

Artikel vom 24.10.2005