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Archäologen übernehmen das Regiment

Knochenreste in der Kirche gefunden

Börninghausen (HoG). Die St. Ulricus-Kirche in Börninghausen ist eine Baustelle. Nachdem zum Ende des vergangenen Jahres die Grundsicherung des Gebäudes abgeschlossen wurde, haben Mitglieder des Kirchbauvereins inzwischen in Eigenleistung den Fußboden entfernt. Nun übernehmen Anfang November Archäologen das Regiment, um durch weiteres Abtragen des Untergrundes mehr über dieses alten Gotteshauses zu erfahren.

Bei ihren Arbeiten sind die Mitglieder des Kirchbauvereins im Inneren der Kirche auf Gräber gestoßen und auch Knochen wurden gefunden. Mindestens zwei Gräber sind bekannt, wobei eines von ihnen noch geschlossen ist. Es werden aber noch deutlich mehr Gräber vermutet, denn, so Pastor Friedrich Wilhelm Beckmann, bis 1840 wurden die Börninghauser Pastoren in der Kirche beerdigt.
Für die Notwendigkeit, den Boden der Kirche zu entfernen, gab es gleich mehrere Gründe. So war die 35 Jahre alte Fußbodenheizung völlig marode und funktionierte nicht mehr. Uwe Ramsberg, Vorsitzender des Kirchbauvereins, präsentierte am Donnerstag in der Kirche im Rahmen einer Gemeindeversammlung eine völlig durchgeschmorte Styroporplatte, die einst als Isolierschicht unter dem Estrich gelegen hatte. Die Heizung habe nach Aussage von Ramsberg ebenso viel Wärme nach unten abgegeben, wie nach oben. Kein Wunder also, dass es in dem Gotteshaus nicht warm geworden sei, obwohl die Energiekosten enorm waren.
Auch sei durch das Anheben des Bodenniveaus in und auch außerhalb der Kirche das Mauerwerk durch aufsteigende Feuchtigkeit stark in Mitleidenschaft gezogen worden. Dem solle nun durch die Absenkung Einhalt geboten werden. Unter der Fußbodenheizung kam ein roter Sandsteinboden zum Vorschein, bis in die 60er Jahre hinein der Boden der St. Ulricus-Kirche, so Dipl. Ing. Bernhard Brüggemann aus Braunschweig, der die gesamten Renovierungsmaßnahmen in Börninghausen leitet. Dieser Sandsteinboden stammt nach Schätzungen Brüggemanns aus der Zeit nach dem deutsch-französischen Krieg. Aber auch dieser Boden war nur auch einen noch älteren Boden gelegt, dessen Entstehungszeit nur schwer schätzbar sei, so der Fachmann. Etwa 17. bis 18. Jahrhundert, vermutet Brüggemann. Deutlich sichtbar ist nun auch das Fundament des Chorraumes, neben dem Turm der Ursprung der Kirche. Die Verbindung zwischen Turm und Chorraum ist später entstanden.
Für die künftige Bodenhöhe innerhalb der Kirche soll nach Aussage des Braunschweiger Fachmannes das Niveau der roten Sandsteinplatten angenommen werden. Notwendig ist jedoch ein Unterbau mit einer kapillarbrechenden Schicht, um ein Eindringen von Feuchtigkeit zu verhindern. Aus diesem Grunde müsse noch etwa einen halben Meter tiefer gegraben werden. Da man dabei jedoch in den Bereich der vorhandenen Gräber kommen, müsse diese Arbeit den Archäologen überlassen werden, so Brüggemann.
Auch zu den bisher durchgeführten Arbeiten nahm er Stellung. Durch den Einbau von Ankern im Bereich der Kirchengewölbe werde ein weiteres auseinander driften der Außenmauern unterbunden. Ursprünglich sei die St. Ulricus-Kirche mit einem Flachdach versehen worden, erst nach einem Brand um 1420 habe man bei Wiederaufbau die Gewölbe eingebaut, ohne aber das Außenmauerwerk zu verstärken, das für diese Belastung nicht ausgerichtet gewesen sei. Die Last der Gewölbe habe die Wände auseinander gedrückt. Durch den Einbau der von außen nicht sichtbaren Maueranker sei dieser Prozess nun unterbrochen.
Was Bernhard Brüggemann noch einiges Kopfzerbrechen bereitet, sind die großen Linden in der Nähe der Kirche. Bei den Grabungen innerhalb des Gotteshauses seien dicke Wurzeln gefunden worden, die sich quer durch die Kirche ziehen, berichtete er. Das könne keinesfalls so bleiben. Auch sei klar, dass der Boden rund um das Gotteshaus abgetragen werden müsse, um das Mauerwerk vor weiterem Schaden zu bewahren. Das Niveau außen müsse dem späteren Innenniveau entsprechen. Zwar sei rund um die Kirche eine Drainage verlegt worden, die allerdings lediglich fünf Zentimeter unter der Oberfläche liege und keinen Anschluss habe.

Artikel vom 22.10.2005