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Motivation ist auch
ein Stück Elternpflicht

50 Jahre »Verein der Freunde« des Wittekind-Gymnasiums

Von Erwin Eisfeld
Lübbecke (WB). Die Hilfe von Schülern und die Unterstützung bei Schulanschaffungen hat am Wittekind-Gymnasium Lübbecke seit 50 Jahren Tradition. Am Samstag blickte der Förderverein der Schule, der »Verein der Freunde«, mit einer Jubiläumsfeier auf sein goldenes Jubiläum zurück.

Dafür wurde im Pädadogischen Zentrum der Schule eine besondere Art der Präsentation gewählt: Schüler verglichen auf einer Stellwandausstellung Funktionsweisen unterschiedlicher Schulsysteme, auf dem Podium nahmen Vertreter des öffentlichen Lebens Stellung zu Bildungs- und Erziehungsfragen. Höhepunkt war der Festvortrag von Prof. Dr. Wilhelm Heitmeyer von der Uni Bielefeld - einem früheren Wittekindler und heute einer der bekanntesten Soziologen Deutschlands.
Nach einer musikalischen Begrüßung der Gäste durch die Schul-Bigband »Pretsession« (Leitung: Rolf Pretzer), richtete Schulleiter Friedhelm Sauerländer Worte des Dankes an den Verein der Freunde und erinnerte an viele namhafte Persönlichkeiten, die dem Förderverein bislang vorstanden, so u.a. Dr. Scholz, Frau Dr. Heide Weitkamp, Irina Niedringhausen, Silke Weidner und Pfarrer Eberhard Helling als aktueller Vorsitzender.
Sauerländer dankte für fünf Jahrzehnte ehrenamtliche Tätigkeit für Schule und Schüler sowie für reiche Spenden. So konnten viele Dinge angeschafft werden, die ohne Sponsoren nicht möglich gewesen wären. Als Beispiele nannte er den Schulflügel, die Anschaffung von Spielgeräten und Ausrüstung von Sportmannschaften. Aber auch vielen Schulkindern habe der Verein der Freunde durch finanzielle Unterstützung die Teilnahme an Studienfahrten ermöglicht.
Auf dem Podium nahmen danach Gesprächspartner von Eberhard Helling Platz, die er zu Fragen der Erziehung im Allgemeinen und des Bildungswesens in Lübbecke befragte. Bürgermeisterin Susanne Lindemann sah die Stadt als zuständige Behörde, »um Voraussetzungen für gutes Lernen zu schaffen«. Dabei lobte sie die Aktivitäten des Gymnasiums im musischen Bereich. Magdalene Wehrmann als Vertreterin der heimischen Wirtschaft stellte die Partnerschaft der Privatbrauerei Barre zum Wittekind-Gymnasium heraus und kündigte ein Bewerbungstraining für Schüler in der Brauerei an. Elternvertreterin Iris Lask berichtete über das Angebot eines Selbstverteidigungskurses für Mädchen, Schüler Bastian Lütkemeier ging auf Motivationsfragen ein, ebenso wie der pensionierte und vielen Lübbeckern bekannte Pädagoge Gisbert Matthias, für den die Einbindung des Elternhauses eine wichtige Rolle spielt.
Höhepunkt der Jubiläumsfeier war der abschließende Festvortrag von Prof. Wilhelm Heitmeyer, der über Wandel und Bedingungen der Erziehung sprach. Als Sozialwissenschaftler befasst er sich vornehmlich mit der gesellschaftlichen Entwicklung und den daraus resultierenden Folgen - pädagogische Ratschläge ersparte er sich. Die Gesellschaft stehe vor der Herausforderung, so sein Fazit, negativen Anerkennungsbilanzen entgegenzuwirken und widersprüchliche Signale an junge Menschen zu unterlassen, damit ein Herausfallen aus Beziehungsmustern vermieden werde. Die Berechenbarkeit der Lebensplanung müsse wieder hergestellt werden. Erziehung spiele dabei die zentrale Rolle, so der Professor.

Artikel vom 24.10.2005