26.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Zocker-Glück«
und satte Zinsen

Tolles Sparkassen-Angebot lockt

Von Karl Pickhardt
Kreis Paderborn (WV). Wer die geringsten Zinsen verlangt, kommt zum Zuge und darf Geld anlegen. Die Sparkasse Paderborn verkauft nicht, sondern versteigert im Vorfeld des Weltspartages (30. Oktober) erstmals in der Region einen Sparkassenbrief. Zum ersten, zum zweiten und zum dritten: Wer möglichst wenig Zinsen verlangt, erhält den Zuschlag. Die Verbraucherzentrale Paderborn hält die Auktion für einen Marketing-Gag und rät Anlegern, nicht weniger als drei Prozent zu verlangen.

Im Zinstal klingt das Angebot der Spakasse zunächst einmal verlockend: Für den Sparkassenbrief mit sonst weniger als drei Prozent Zinsen lockt das Geldinstitut Sparer mit einem attraktiven Zinssatz von fünf Prozent. Doch diesen Superzins für die auf zwei Jahre festgeschriebene Anlage wird kein Sparer bekommen: Über das Internet und in eigenen Geschäftsstellen versteigert die Bank die Rendite an Geringbietende und gewährt den Zuschlag an Sparer, die mit möglichst niedrigen Zinsgutschriften zufrieden sind.
Das Auktionsangebot ist auf ein Volumen von 100 000 Euro begrenzt. Es werden also maximal 100 000 Euro ausgeschüttet. Sparkassen-Pressesprecher Burkhard Schulze (40) verriet, dass dieser Betrag schon jetzt überzeichnet sei. Das bedeutet, dass die Anleger mit ihren Zinsforderungen heruntergehen müssen, um überhaupt dabei zu sein. Jeder Bieter darf allerdings höchstens fünf Angebote unterbreiten.
Die Bank hüllt sich dabei in Schweigen, wo die momentalen Niedrigstgebote liegen. Der »Zins-Zocker« soll nach dem 30. Oktober auf der Homepage der Sparkasse im Internet (www.sparkasse-paderborn.de) veröffentlicht werden.
Die Verbraucherzentrale Paderborn rät Anlegern, nicht weniger als drei Prozent zu verlangen. Diesen Zinssatz böten Direktbanken bei zweijähriger Anlage, meinte die Paderborner Leiterin Susanne Paleschke. Sie hält die ungewöhnliche Rendite-Versteigerung für ein Marketing-Instrument, um Neukunden zu gewinnen. Schließlich könne niemand die Bank kontrollieren, wem sie bei der Vergabe den Zuschlag erteile.
Solche »Spielchen« bestreitet Sparkassen-Pressesprecher Schulze. Die Bank unterliege schließlich der Revision, sagte er.
Vorstandsvorsitzender Hans Laven spricht von einer innovativen Produkt-Vermarktungsidee: »Eine spannende Angelegenheit und völliges Neuland für unser Haus und die Region«. Die Bank sei selber gespannt, wie die Idee angenommen und auf welcher Höhe sich letztendlich der Zinssatz einpendele. Nicht nur Sparkassenkunden, sondern auch andere könnten über das Internet oder in allen Geschäftsstellen Gebote abgeben.

Artikel vom 26.10.2005