22.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Kreissparkasse feiert 150-jähriges Jubiläum

Ganz Halle darf sich auf besonderes Fest freuen - erste Kundin war Dienstmagd Wilhelmine

Von André Best
Halle (WB). Mit zahlreichen Veranstaltungen und Aktivitäten, einer historischen Ausstellung, Preisausschreiben, Festakt mit geladenen Gästen und weiteren Überraschungen möchte die Kreissparkasse Halle ihr 150-jähriges Jubiläum feiern. Am 1. Oktober 2006 ist es soweit.

»Die Vorbereitungen laufen, das ganze Jahr über werden Jubiläumsaktivitäten veranstaltet«, sagte gestern Sprecherin Heidi Kirsch dem WESTFALEN-BLATT. Grund genug, bereits jetzt in die traditionsreiche Geschichte des Unternehmens zu blicken.
Die Kreissparkasse eröffnete am 1. Oktober 1856 ihr Büro in Halle Westfalen. Es war ein Raum im Hause des Kaufmanns Justus Holstein in der Bahnhofstraße, in dem sich heute das Eisenwarengeschäft Hess befindet.
Der Landrat Clemens August Graf von Korff-Schmising informierte die Einwohner des Kreises, dass »die Kreis-Spar-Kasse mit dem heutigen Tage ins Leben tritt«. Er sagte: »Die Kreis-Spar-Kasse nimmt von allen Einwohnern des Kreises Halle Einlagen von zehn Silbergroschen bis inklusive 200 Talern an und verzinst jeden vollen Taler mit dreieindrittel Prozent (...).«
Nachdem die Kreissparkasse im Jahre 1918 aus dem Anbau des alten Kreishauses in das Haus Wertherstraße 1 (heute Katasteramt) gezogen war, wurden ihr 1925 zweckdienliche Räume in dem neuerbauten Kreishaus zur Verfügung gestellt. Es folgten Zweigestellen mit Kassenverkehr in Borgholzhausen (1. April 1925), Werther (Ende 1925) und Steinhagen (1. August 1927).
Die erste Sparerin war am 1. Oktober 1856 die Dienstmagd Wilhelmine Ruwe aus Halle. Sie zahlte 30 Taler ein. Zu den ersten Kunden zählten Dienstmädchen, Knechte, Heuerlinge, Gesellen, aber auch Meister, Beamte, Erbpächter und Kolonen. Beim ersten Jahresabschluss betrugen die Einlagen 14 314 Taler.
Der erste Rendant war Kaufmann J. Holstein aus Halle. Einige Monate nach Eröffnung der Sparkasse, also Anfang 1857, wurden in den anderen Städten des Kreises Nebenrendanten angestellt.
Es dauerte nicht all zu lange, bis Kunden sich Geld von der Kreissparkasse »pumpten«. Am 22. Mai 1857 beschloss der Kreistag, dass Darlehen gegen Hypothek oder gegen Faustpfand, Wechsel und Handscheine bis zu einer Summe von 3000 Talern »statthaft sein sollten«. Ende Dezember 1859 waren bei einem Bestand der Aktiva von 31 260 Talern insgesamt 22 680 Taler ausgeliehen.
Die bisherige Taler-Rechnung wurde 1875 auf Mark- und Pfennig-Rechnung umgestellt. Ende 1875 wurden die Einlagen mit 1,8 Millionen Mark ausgewiesen, fünf Jahre später - 1880 - waren die Einlagen um mehr als eine Million auf 2,8 Millionen Mark angestiegen. Wiederum zehn Jahre später betrugen sie bereits 4,6 Millionen.
Zwei Weltkriege, Inflationen, Wirtschaftskrisen, »goldene Zeiten«, - die Geschichte der Kreissparkasse Halle, die eng mit dem Leben der Menschen in und um Halle verbunden ist, würde diese Zeitungsberichterstattung sprengen. Bis zum Jubiläum wird es jedoch noch zahlreiche Gelegenheiten geben, die Geschichte weiter aufzurollen.

Artikel vom 22.10.2005