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DNA-Spuren am Tatort
gehören zu Spasoje V.

Gutachten belasten Angeklagten im Mordfall Riewe

Steinhagen/Bielefeld (fn). Es waren die DNA-Spuren vom Tatort, die die Ermittler nach 20 Jahren auf die Fährte von Spasoje V. führten. Die Berichte der Gutachter zu diesen Beweismitteln unterstrichen nun Freitag, am dritten Prozesstag im Mordfall Riewe, die massiv gegen den Angeklagten sprechende Spurenlage.

Die Biologin Dr. Gabriele Molsberger vom Landeskriminalamt Düsseldorf, stellte vor der Großen Strafkammer am Bielefelder Landgericht sowie den 20 interessierten Zuhörern die DNA-Untersuchungsmethode vor, mit der im Februar 2005 ein Großteil der Asservate im Fall der vor 20 Jahren ermordeten Martha Riewe neu untersucht wurden. Dabei werden acht Merkmale an jeweils beiden, in einer menschlichen Zelle vorhandenen DNA-Strängen, untersucht. Diese Merkmale sind bei jedem Menschen in unterschiedlicher Zahl vorhanden, so dass die Kriminaltechnik insgesamt 16 Zahlenwerte erhält. »Die Wahrscheinlichkeit, dass diese Werte so bei einem zweiten Menschen vorkommen, liegt bei eins zu 700 Milliarden, wenn man von eineiigen Zwillingen einmal absieht«, verdeutlichte Gabriele Molsberger.
Während die Spur an der neben dem Leichnam gefundenen Zigarettenkippe nur noch für den Hinweis auf das Geschlecht des Rauchers -Êein Mann -Êausreichte, war an dem blutbeschmierten Herrenjacket, der Strickjacke des Opfers, auf dem Fußboden und an der Strumpfmaske, der Sonnenbrille und dem Spielzeugrevolver aussagekräftiges Material zu finden. Der in Auftrag gegebene Abgleich mit der DNA-Datei des Landeskriminialamtes brachte den Treffer: Denn Spasoje V. war 2003 im Rahmen eines anderen Strafverfahrens in die Datei aufgenommen worden. Zur Sicherheit wurde mit einer neuen Speichelprobe des Beschuldigten abgeglichen, die das Ergebnis bestätigte.
Verteidiger Mirko Roßkamp hakte bei dem Herrenjacket noch einmal nach, war dort doch neben DNA-Spuren des Opfers und seines Mandanten noch Material einer weiteren, unbekannten Person identifiziert worden. Die Tatrelevanz dieser DNA-Spur hatte allerdings Prof. Dr. Dr. Herbert Hees in seinem Fachgutachten als fraglich bezeichnet.
Dr. Gabriele Molsberger bestätigte, dass das Jacket zwar nicht komplett auf Spuren abgerieben worden sei, dass die Stichproben aber gerade an Stellen mit viel Hautkontakt genommen worden seien, etwa am Kragen. »Auch nach einmaligem Tragen kann in vielen Fällen der Träger gefunden werden«, verdeutlichte sie die Feinheit der Methode.
Die von Rechtsmediziner Prof. Dr. Claus Henßge persönlich vorgestellten Obkuktionsergebnisse verdeutlichten die Brutalität, mit der der Täter die 63-Jährige erschlagen und erdrosselt hatte. Vermutlich war sie, als der Mörder von ihr abließ, noch nicht direkt tot, sondern starb erst einige Zeit später. Den Todeszeitpunkt konnte er auf mindestens 40 Stunden zuvor bestimmen, also vermutlich am 11. oder 12. September 1985. Zuletzt lebend gesehen worden war Martha Riewe von einem Spaziergänger am 11. September gegen 15.30 Uhr.
Die Verhandlung wird am Dienstag, 25. Oktober, um 9 Uhr fortgesetzt. Für den 27. Oktober wird das Urteil erwartet.

Artikel vom 22.10.2005