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Fruchtkorb Ehe und der Blick ins Paradies

Auftakt zum Glaubensseminar: Psychologe referiert zum sechsten Gebot

Steinhagen (anb). Die Ehe ist wie ein buntes Ensemble von Obst und Gemüse. »Jeder meint etwas anderes«, weiß Christoph Pompe, Pfarrer und Psychologe des Kirchenkreises Lippe. Liebesheirat, Fürsorgebeziehung, Versorgungsehe: »Partnerschaft wandelt sich mit den Jahren und durch die Generationen«, sagte er Mittwochabend im Bonhoeffer-Haus.

Pompe, seit 1979 tätig als Landespfarrer für Beratung, verheiratet und Vater zweier Kinder, leitete mit seinem Vortrag »Zwischen Eifersucht, Ehebruch und Eiserner Hochzeit - Ehen heute« das diesjährige Glaubensseminar der Ev. Kirchengemeinde Steinhagen ein. Dieses dreht sich - nach den ersten fünf der Zehn Gebote im vergangenen Jahr - nun um die letzten fünf. Thema des Abends war somit: »Du sollst nicht ehebrechen.«
Eine kurzweilige dreiviertel Stunde lang hörten die rund 20 Teilnehmer dem 53-Jährigen zu. Trotz gestiegener Zahl der Scheidungen sieht er die Ehe nicht von einem Werteverfall bedroht. »Die Menschen sind heute viel länger verheiratet als früher«, sagte er. Das liegt schon am höheren Lebensalter: »Doch heute müssen Paare noch 20 oder 30 Jahre zusammenleben, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Da müssen sie ihre Beziehung neu definieren. Dass sich auch Ältere scheiden lassen, das gab es früher nicht.«
Aber natürlich belasten Trennungen vor allem auch jüngere Familien, die Kinder insbesondere, die mitunter den »Rosenkrieg« der Eltern mitbekommen. »Hier setzt die Beratung an. Da muss als erstes die Last von den Schultern der Kinder genommen werden, die immer versuchen, die Ehe der Eltern zu retten«, so der Psychologe. Frauen sind vor allem finanziell in der schlechteren Situation bei einer Trennung - meist wegen der Kinder -, heute aber wirtschaftlicher auch unabhängiger: Versorgungsehen gibt es kaum noch. Männer sind dagegen gesundheitlicher gefährdeter. »Sie erfahren die Trennung als größere innere Krise«, so Pompe.
Die Bibel übrigens rät - sechstes Gebot hin oder her - von der Ehe ab, erklärte der Pfarrer. Jesus war nicht verheiratet, Paulus propagierte das ebenfalls. Und die Liebe: eine utopische Einrichtung? »Das ist der Blick ins Paradies. Es ist ein göttliches Geheimnis hinter dem Verliebtsein.«

Artikel vom 21.10.2005