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Versteht sich mit seinen Tieren blind: Dompteur Alexander Lacey. 2003 avancierte er beim Internationalen Circusfestival von Monte Carlo zum umjubelten Shootingstar.

Kein Schritt ohne die Raubkatzen

Dompteur Alexander Lacey ordnet sich den Löwen unter - Mutige Maulnummer

Herford (HK/vf). Ein Urlaub war für ihn noch nie drin. Wie soll das auch gehen, mit vier leibhaftigen Löwen und vier Tigern im Gepäck. Seinen Beruf bezeichnet Dompteur Alexander Lacey als seine große Leidenschaft. Keinen Schritt würde er machen, ohne genau zu wissen, dass mit seinen Raubkatzen alles in Ordnung ist.

Vor zwei Jahren kam der Brite zum »Circus Barum«, um in die Fußstapfen des legendären »Raubtier-Flüsterers« Gerd Simoneit-Barum zu treten. Ein riesige Herausforderung selbst für einen wie Lacey, der 2003 beim renommiertesten Zirkusfestival der Welt in Monte Carlo zum Shooting-Star avancierte und einen »Silbernen Clown« gewann. Simoneit wählte den heute 29-Jährigen, der damals noch im Zirkus Krone in München arbeitete, vor zwei Jahren als Nachfolger aus, weil er die gleiche Dressur-Philosophie vertritt, wie der Altmeister.
Nicht der Dompteur, sondern die mächtigen Großkatzen stehen im Mittelpunkt der Show. Und so ist es Lacey in jeder Show möglich, seinen Kopf in riesigen Rachen von Mähnenlöwe »Massai« zu stecken. »Würde Massai nicht spüren, dass er im Mittelpunkt steht und der Erhabenere von uns beiden ist, würde ich nie diese gefährliche Aktion zeigen können«, erklärt Lacey.
Er stammt aus einer Familie, die seit vielen Generationen Raubtiere züchtet und dressiert. Als Sechsjähriger betrat er erstmals mit seinem Vater einen Raubtierkäfig. Mit 16 baute er seine erste eigene Zirkus-Nummer auf. Heute hat der junge Mann aus Nottingham fast alles erreicht.
So hat er nicht nur das Vertrauen seiner Tiere gewonnen, sondern auch seine eigene Familie aufgebaut. Mit Seiltänzerin Elaine Courtney, die auch im Show-Mittelpunkt des »Circus Barum« steht, ist er seit 1998 liiert. Zusammen haben sie eine knapp zwei Jahre alte Tochter. Sie probiert die »Tricks« ihres Papas bereits an ihren Stofftieren aus. »Es wäre toll, wenn sie später auch mit Raubtieren arbeiten würde«, sagt der Brite wohl wissend, dass Mama Elaine strikt dagegen ist. Sie stelle sich für ihre Tochter eher eine Karriere als Pony-Trainerin vor, erzählt Lacey weiter.
»Als Katrine damals geboren wurde, konnte ich drei Monate nicht in der Manege stehen. Ich musste viele Muskeln neu aufbauen, um unter der Zirkuskuppel zu ÝschaukelnÜ«, erzählt die Irin. Ihre Familie hat einen eigenen Zirkus, in dem sie Alexander vor sieben Jahren kennen lernte. Seitdem sind sie unzertrennlich und genießen jeden Auftritt aufs Neue. Angst kennen beide nicht: »Ein gewisses Risiko gibt es immer, doch das gehört dazu.«
Nur wenn man Elaine darauf anspricht, was sie davon hält, wenn Alexander seinen Kopf in das große Löwenmaul steckt, reagiert sie gereizt: »Das sehe ich überhaupt nicht gerne.« Irgendwie kann man sie verstehen.

Artikel vom 22.10.2005