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Unterricht im Kuhstall

»Praktisches Lernen vor Ort« mit dem siebten Hauptschuljahrgang

Von Antje Kreft (Text und Fotos)
Enger (EA). Dass Kühe nicht lila sind und nur Milch und keinen Kakao geben, weiß jedes Kind. Aber wer hätte gedacht, dass eine Kuh zwischen sechs und zwölf Jahre alt werden kann, dass sie pro Tag etwa 25 Liter Milch gibt, dass sie im Laufe ihres Lebens - mit einer Tragzeit von 280 Tagen - vier Mal kalben kann und dass sie um die 650 Kilogramm wiegt?
Der zwölfjährige Antonio Wickemeyer ging mit den Kühen auf Tuchfühlung. Landwirt Wilhelm Brüggemeier hält zurzeit 135 Milchkühe und Rinder.
Die Mädchen und Jungen der Klasse 7 b der Rolf-Dircksen-Schule sind soeben zu wahren Rindvieh-Experten geworden. Besonders mit dem »Deutschen schwarz-bunten Milchrind« kennen sie sich jetzt bestens aus.
Gemeinsam mit ihren Klassenlehrern Sigrun Gehlen-Büßelberg und Manfred Vielhauer spazierten die Schüler zum landwirtschaftlichen Betrieb Brüggemeier an der Herforder Straße. Nach einem gesunden Frühstück gab Wilhelm Brüggemeier den Schülern einige Informationen über seinen Hof und den Beruf des Landwirtes: »Wir haben 640 Mastschweineplätze. Die Tiere kaufen wir im Alter von zehn Wochen und verkaufen sie vier bis fünf Monate später an einen Schlachthof. Außerdem haben wir zurzeit 135 Rindviecher, davon 70 Milchkühe.« Er berichtete, dass auf einem Teil der Gesamtfläche von 166,5 Hektar Winterraps, Silomais, Zuckerrüben, Wintergerste- und -weizen angebaut werden. Für die Bewirtschaftung des Ackers stünden Traktoren, Schlepper, Radlader, ein Mähdrescher, Pflüge, Tiefenlockerer, Kreiselegge, Fräse, Mulcher, Anhänger, Mischwagen und Güllefass zur Verfügung.
Anschließend machte Brüggemeier mit den Schülern einen Rundgang über den Hof. »Der Ausflug gehört zu einem fächerübergreifenden Projekt, das Biologie, Erdkunde, Geschichte und Hauswirtschaft betrifft. Die Stippvisite bei Brüggemeier ist ein Vorgeschmack auf die Klassenfahrt in der kommenden Woche. Dann sind die Jugendlichen fünf Tage lang auf dem Schulbauernhof in Hardehausen bei Paderborn beschäftigt. Morgens und nachmittags sind dann jeweils zweieinhalb Arbeitsstunden geplant. Die Schüler helfen auf dem Feld, im Wald, in den Ställen und in der Küche mit«, erklärte Sigrun Gehlen-Büßelberg. »Das ist praktisches Lernen vor Ort. Davon nehmen die Schüler sicherlich viel mit«, sagte Manfred Vielhauer.
Beim Rundgang führte Brüggemeier die Siebtklässler auch in die Melkmaschine. Dort bekamen sie einen Eindruck davon, mit welchem Druck den Kühen maschinell die Milch abgepumpt wird. Seine 70 Milchkühe bescheren dem Engeraner Landwirt täglich einen Ertrag von 1350 Litern. Damit die Tiere auch weiterhin eine solch gute Leistung bringen, versorgt Brüggemeier jede Kuh und jedes Rind täglich mit 50 Kilogramm Grundfutter, 60 Litern Wasser und fünf Kilogramm Kraftfutter.
»Der Tag auf dem Bauernhof hat sich gelohnt. Die Schüler haben einen guten Eindruck davon bekommen, wie viele Arbeitsschritte notwendig sind, bis die Milch im Kühlregal des Supermarktes landet«, resümierte Gehlen-Büßelberg.

Artikel vom 21.10.2005