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Die Eva im deutschen Pavillon

24-jährige Bad Oeynhausenerin hat auf der Expo in Japan gearbeitet

Von Moritz Winde (Text und Foto)
Bad Oeynhausen (WB). Sie hat ihr ganz eigenes Souvenir aus dem Land des Lächelns mitgebracht: »Duitsu-kane e ysokouso.« Noch immer flüstert Eva Winde diese Begrüßungsformel im Schlaf vor sich hin. »Herzlich willkommen im deutschen Pavillon« bedeuten die japanischen Wörter, mit denen die Hostess täglich zigtausend Besucher begrüßte.
Sie kennt sich aus mit dem Land des Lächelns: Eva Winde (24) hat während der japanischen Expo im deutschen Pavillon gearbeitet. Jetzt ist die Studentin nach Deutschland zurückgekehrt. »Vorteilhaft war natürlich, dass ich die Sprache beherrsche. Denn mit Englisch ist man in Japan verloren«: Eva Winde erklärt japanischen Besucherinnen ein Ausstellungsstück im deutschen Pavillon. Foto: WB
Seit drei Wochen ist die 24-Jährige von ihrem Abenteuer Expo Aichi 2005 in Fernost zurück in Bad Oeynhausen und blickt inzwischen mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf ihren siebenmonatigen Auslandsaufenthalt.
Bereits im Jahr 2000 auf der Weltausstellung in Hannover hatte Eva Winde im japanischen Pavillon gearbeitet. »Schon damals habe ich mir geschworen, fünf Jahren später wieder mit dabei zu sein«, sagt die junge Frau, für die es die dritte Reise in ihr Lieblingsland war. Aber auch mit Abstand die längste.
Als sie sich vor rund acht Monaten mit Sack und Pack auf den viele Flugstunden weiten Weg machte, ahnte die junge Frau noch nicht, mit wie vielen Schwierigkeiten sie sich auseinanderzusetzen hatte. »Vorteilhaft war natürlich, dass ich die Sprache beherrsche. Denn mit Englisch ist man in Japan total verloren«, weiß die Düsseldorfer Studentin des »Modernen Japan«. Anfänglich war sie bei Freunden in Toyota untergebracht - ja, es gibt wirklich einen Ort, der so heißt. Nach dem sind auch die Autos benanntÉ
Nach drei Wochen konnte sie ihre eigene kleine Wohnung in Seto, einer Nachbarstadt vom Expo-Ort Nagakute beziehen. Und darüber war Eva Winde heilfroh. »Das war wie eine Erlösung für mich.« Denn obwohl ihr die Gastfamilie bekannt war, wirkten die Gewohnheiten der Japaner auf die Deutsche befremdlich.
Außerdem kämpfte sie insbesondere zu Beginn des Aufenthalts mit starkem Heimweh. »Ich habe jeden und alles vermisst. Besonders meine Familie, meinen Freund und das Wetter in Deutschland«, sagt Eva Winde, der das für Westfalen ungewohnte Klima zu schaffen machte. 30 Grad und eine hohe Luftfeuchtigkeit waren an der Tagesordnung. Doch die willensstarke Badestädterin dachte trotz häufiger Depressionen nie ans Aufhören. »Das ziehst du jetzt hier durch«, hat die 24-jährige Arzttochter immer wieder zu sich selbst gesagt.
Außerdem unterstützte sich das 40-köpfige Team des deutschen Pavillons gegenseitig. Schließlich saßen alle im selben Boot. Eva Winde arbeitete auf der Weltausstellung in zwei Schichten.
Das Motto der Expo 2005 »nature's wisdom« - »Die Weisheit der Natur« soll dazu animieren, die Prinzipien der Natur zu verstehen, zu respektieren und sie zu integrieren. Im deutschen Pavillon »Bionis« hatten die Hostessen die Aufgabe, den Besuchern, zu denen unter anderem Bundespräsident Horst Köhler sowie der japanische Kaiser Tenno Akihito mit seiner Frau Michiko gehörten, Frage und Antwort zu stehen. »Das war vor allem für die Weiterentwicklung meiner japanischen Sprache vorteilhaft. Ansonsten war die Arbeit monoton«, sagt Eva Winde, die nicht nur ihre neu gefundenen Kollegen vermisst, die zu Freunden geworden sind. Zurück im Land von Bratwurst und Döner fehlt ihr auch Sushi in allen Varianten. »Mein absolutes Lieblingsessen.« Vielleicht nicht zuletzt wegen der Fischspezialitäten plant Eva Winde bereits die nächste Reise ins faszinierende Japan.

Artikel vom 20.10.2005