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Uni muss Ansturm
wie nie verkraften

3000 Neustudenten sind Rekord

Von Manfred Stienecke (Text)
und Wolfram Brucks (Foto)
Paderborn (WB). In ihrer nunmehr 33-jährigen Geschichte hat die Universität Paderborn noch nie einen derartigen Studenten-Boom zu verkraften gehabt wie in diesem Herbst.

Die Rekordzahl von knapp 3000 Studienanfängern hat mit Beginn des Wintersemesters dafür gesorgt, dass die Gesamtzahl der Studierenden um sieben Prozent auf aktuell 14 586 gestiegen ist. Vor allem das Lehrerstudium erlebt einen nie gekannten Ansturm. Mehr als 1000 Studienanfänger haben sich allein für das Lehramt eingeschrieben - ein Plus von 50 Prozent gegenüber dem Vorjahr im Bereich Haupt- und Realschule und von immerhin mehr als 25 Prozent im Bereich Gesamtschule/Gymnasium!
Am ersten Tag des neuen Semesters sorgten die Rückkehrer aus den Ferien gemeinsam mit den Neuanfängern für ein freilich schon gewohntes Bild: Überfüllte Busse schoben sich zur Warburger Straße, die Parkflächen rund um den Uni-Campus war schon am Morgen restlos belegt, und lange Warteschlangen ließen mittags in der Mensa die Mägen knurren. Sandra Strehl, die im dritten Semester Lehramt studiert, wertet die Studienbedingungen als schlicht katastrophal. »Alles ist einfach viel zu voll, und die Räume sind zu klein«, klagt sie. »Ich musste am ersten Tag schon wieder vor dem Hörsaal stehen, weil drinnen alles überfüllt war. Und die angebotenen Kurse sind sofort ausgebucht.«
»Der Schuh drückt vor allem im Lehramts-Bereich«, beurteilt auch AStA-Vorsitzender Jan Rieke (23) die Situation kritisch. »Die meisten Veranstaltungen sind derart überlaufen, dass ein ordnungsgemäßes Studium gar nicht möglich ist.« Nicht viel besser sehe es auch in den Wirtschaftswissenschaften aus. Im Gespräch mit der Hochschul-Verwaltung und den jeweiligen Fakultäten wolle man versuchen, die Situation zu entschärfen.
Während viele der neuen Studierenden aus dem regionalen Einzugsbereich der Hochschule kommen und täglich zwischen Heimatort und Uni pendeln, müssen sich ihre zugereisten Kommilitonen zum Teil noch um ein Zimmer bemühen. »Ich suche seit Anfang Oktober«, ist Holger Tietmeyer aus dem münsterländischen Recke noch nicht fündig geworden, obwohl sich der Wohnungsmarkt für Studenten in den vergangenen Jahren merklich entspannt hat. »Auf ein Angebot kommen bis zu 30 Bewerber.« Um die 200 Euro Kaltmiete müsse man mindestens einkalkulieren.
Auf den Studienbeginn haben sich die meisten Erstsemester sorgfältig vorbereitet. »Das war nicht viel anders als in der Schule«, berichtet etwa Chemiestudentin Sabrina Müller aus Lage über ihre erste Vorlesungsstunde. Und auch Sarah Kirchhoff aus Höxter hat den Wechsel in den Uni-Betrieb ohne größeren »Schock« geschafft: »Meine Einführungsveranstaltung in Französisch wurde in der Landessprache gehalten - da merkt man, dass man länger nichts mehr gemacht hat«, meint sie im Hinblick auf das schon einige Zeit zurückliegende Abitur.

Artikel vom 20.10.2005