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Geschädigte Anwohner erzielen Erfolg

Experten rücken wegen des Damwilds aus Bonn an - mehr Abschuss als eine Maßnahme

Von Bernd Steinbacher
(Text und Foto)
Schloß Holte-Stukenbrock (WB). Die Proteste der Einwohner von Stukenbrock-Senne scheinen zumindest einen Achtungserfolg bewirkt zu haben. Wegen der Schäden durch das Damwild reisten am Montag Nachmittag zwei Experten aus Bonn an, um am Ortstermin teilzunehmen.

Leiter Dr. Michael Petrak und sein Mitarbeiter Franz Frielingsdorf von der Forschungsstelle für Jagdkunde und Wildschadenverhütung der Landesanstalt für Ökologie, Bodenordnung und Forsten NRW wollten sich einen Überblick über die Probleme der Anlieger verschaffen. »Wir forschen unter anderem, was das Wild braucht, und wir entwickeln Lösungen zur Vermeidung von Wildschäden«, erklärte Michael Petrak beim Treffen von Betroffenen und Behördenvertretern. Gekommen waren neben den beiden Experten aus Bonn Elisabeth und Wilhelm Kipshagen, Mitjagdpächter, Reinhard Laustroer, Leiter des Hegerings Schloß Holte-Stukenbrock, Carl-Stefan Biermeier, Jagdpächter und ebenso wie Hans Dieter Fischer, gewähltes Mitglied des Gremiums, das die Interessen der Anwohner in Stukenbrock-Senne vertritt, Dr. Wolfgang Schwentker, Ordnungsamtsleiter des Kreises Gütersloh, Albert Haggeney als Vertreter des Kreisjagdberaters Gerhard Sussik sowie Achim Evens als Vertreter von Wolf-Christian Delius, Leiter der Hauptstelle Senne des Bundesforstamtes.
Schwenkter erklärte, dass der Ortstermin am Montag nichtöffentlich sei und er vor der Sitzung des Umweltausschusses keine Stellungnahme zur Problematik abgebe. Der Ausschuss tagt am Dienstag, 25. Oktober, um 16 Uhr im Kreishaus Wiedenbrück. Die Problematik »Wildschäden in Stukenbrock-Senne« steht auf der Tagesordnung.
Hans Dieter Fischer als betroffener Anwohner berichtete gestern auf Anfrage, dass vereinbart worden sei, dass die Jagdpächter künftig auch Spießer (männliche Jährlinge) abschießen dürften, nicht nur Muttertiere. Bisher sei bei Muttertieren das Abschusskontingent nicht erreicht worden. Dies liege wohl daran, dass eher männliche Tiere als Muttertiere in den betroffenen Jagdbezirken auftauchen. Die Anzahl des Damwildes solle reduziert werden.
»Eine Abschusserhöhung zu beantragen, ist unbürokratisch möglich«, sagte Wolf-Christian Delius gestern dem WESTFALEN-BLATT. Erhöhter Abschuss sei ein mögliches Mittel, habe er schon häufiger betont. Es könnten in den betroffenen Jagdbezirken auch weitere Ansitzeinrichtungen geschaffen werden. Dr. Petrak habe zudem vorgeschlagen, Äsungsmöglichkeiten im Bereich des Truppenübungsplatzes zu schaffen, um die Tiere dort zu halten. Das könnte machbar sein, sei aber auch eine finanzielle Frage. Den Truppenübungsplatz einzuzäunen, sei keine Lösung, dann gebe es doch sofort Beschwerden der Jäger, dass man das Wild selbst jagen wolle. Wegen der Jäger sei damals auch bei der Umzäunung des Trinkwasserschutzgebietes im Bereich des Bärenbachtals ein Wild durchlässiger Zaun gebaut wurden. erläuterte er.
Michael Petrak betonte auf Anfrage, dass sich ein hoher Damwildbestand aufgebaut habe. Der Abschuss solle auch in den benachbarten Jagdbezirken erfolgen. Die Schonzeit aufzuheben, sei aber nicht möglich. Deutlich sprach er sich gegen die Nachtjagd aus. »Das ist Unfug und viel zu gefährlich.« Auch die Anwohner könnten Maßnahmen ergreifen, beispielsweise chemische Substanzen zum Schutz von Pflanzen verwenden.

Artikel vom 19.10.2005