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Aus Briefen an die Redaktion

Welche Nachbarn
waren eingeladen?
Zum Bericht über den Pollhans-Rundgang der Ehrengäste mit Bürgermeister und Anliegern des Pollhansplatzes (WESTFALEN-BLATT vom 18. Oktober) erreichte die Redaktion folgender Brief eines direkten Anliegers:
Laut Pollhans-Nachlese waren wir am Pollhans-Montag, zusammen mit anderen Nachbarn des Festplatzes und regionaler Prominenz, auf Kosten der Stadt zum opulenten Mahl mit anschließendem Bummel geladen.
Das ist natürlich sehr nobel, aber ich hatte es komplett vergessen. Na ja, waren ja vielleicht ein paar Bier zu viel übers Wochenende? Also, nix wie raus, den Nachbarn fragen. Der verträgt die Bierchen vielleicht besser, konnte sich aber auch nicht erinnern.
Müssen demnach wohl nur einige Nachbarn satt geworden sein. Aber wer, und nach welchen Kriterien? Die, welche ständig jammern und sich beschweren, zur Ruhigstellung quasi? Oder nach Alter, Konfession, Parteizugehörigkeit? Man weiß es nicht.
Eventuell immer nur ein paar wenige jedes Jahr, wir wohnen ja erst elf Jahre hier. Oder nach Nähe zum Platz, in unserem Fall gemessene fünf und gefühlte null Meter. Man weiß es nicht.
Wir sind ja nicht einmal »geplagte« Anwohner. Wer hier aufgewachsen ist, kennt und liebt Pollhans normalerweise, wer zugezogen ist, weiß, was er tut. Klagen im Nachhinein gilt nicht, Extremsituationen ausgenommen.
Bitte nicht falsch verstehen, wir sind nicht neidisch, wir wollen nicht einmal teilnehmen. Wenn man allerdings offiziell ganz allgemein von Nachbarn redet, fühlen wir uns auch angesprochen und stellen Ansprüche. In diesem Fall auf einen Platz am Büffet.
An dem würden wir dann aber gern Leute sehen, die es wirklich verdient haben. Die Polizisten etwa, die nachts für ruhig Blut sorgen und sich dabei selbst blutige Nasen holen können. Oder der Sanitätsdienst, der das Elend einsammeln muss. Oder Senioren aus dem Seniorenheim Wiepeldoorn. Ist nicht steuerlich absetzbar, aber der Platz ist trotzdem gespendet.
Für die Anwohner - auch die in der zweiten Reihe - lieber Handfestes statt Gratisbüffet und warme Worte (»dann klapptĂ•s auch mit den Nachbarn«): Beistellsäcke für Müll (muss man das wirklich noch vorschlagen?), mehr, mehr, mehr Toilettenwagen (die Gegend ist bereits deutlich überdüngt) und - ganz wichtig - die Stärke der Basstöne deutlich reduzieren, ehe das ein Anwohner mit der Axt macht (bei Schlafentzug übrigens strafmildernd).
Zum guten Schluss noch einmal ganz grundsätzlich: Wenn man sich seitens der Stadt auf uns (die Nachbarn) beruft, um das eigene Image zu pflegen und sich anerkennend auf die Schulter zu klopfen, muss es inhaltlich stimmen und ehrlich sein.
Andersrum ist schlechter Stil.
Erich Feist
Schloß Holte-Stukenbrock

Artikel vom 20.10.2005