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Idee mit weitreichenden Folgen

Jungforscher aus Bad Driburg gewinnt den Friedrich Spee-Preis

Bad Driburg (WB). Er hat eine Missionsstiftung aus dem Jahr 1682 und ihre Geschichte unter die Lupe der Wissenschaft genommen und ebenso den Stifter, Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg. Für seine Arbeit hat Benjamin Dahlke (23) den Friedrich Spee-Preis der Theologischen Fakultät Paderborn erhalten (das WESTFALEN-BLATT berichtete gestern).
Der gebürtige Bad Driburger und ehemalige Schüler des Missionshauses (Abitur 2001) wird mit dem Preis für seine Diplomarbeit ausgezeichnet. Sie trägt den Titel: »Die Missio Ferdinandea. Eine Missionsstiftung und ihre Geschichte«. Im Rahmen der festlichen akademischen Jahresfeier im großen Hörsaal der Theologischen Fakultät fand in Anwesenheit des Erzbischofs die Verleihung des Preises statt, gerahmt von musikalischen Darbietungen.
Gestiftet wurde der mit 1000 Euro dotierte Preis von der Bank für Kirche und Caritas. Er ist benannt nach dem Jesuiten Friedrich von Spee, der im 17. Jahrhundert in Paderborn als Professor wirkte. Weithin bekannt wurde dieser Gelehrte und Dichter durch eine Schrift, mit der er den Hexenwahn anklagte und die Hexenverfolgung bekämpfte.
Dr. Richard Böger, Vorstandsvorsitzender der Bank, stellte in seiner Laudatio heraus, dass sich diese kirchengeschichtliche Arbeit auf hohem wissenschaftlichen Niveau bewegt. Das konnte auch Privatdozent Dr. Jörg Ernesti bestätigen, der die Arbeit betreut hat: »Dahlke hat sich einen interessanten Aspekt unserer deutschen Kirchengeschichte vorgenommen, der bislang noch nicht erforscht ist. Es geht um eine Missionsstiftung aus dem Jahr 1682 und ihre Geschichte.« Ernesti, der den Preisträger schon in seiner früheren Stellung als Schulseelsorger kennengelernt hat, weiter: »Der Stifter, Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg, wollte vor seinem Tod etwas Gutes tun. So spendete er eine ungeheure Summe, um damit 36 Jesuitenmissionare zu finanzieren.«
Diese Idee hatte weitreichende Folgen: »Vor allem für die norddeutsche Diaspora hatten diese Missionare eine große Bedeutung. Sie trugen dazu bei, daß katholische Gemeindearbeit erst wieder möglich wurde. Das katholische Leben in der Diaspora wäre im 18. und 19. Jahundert ohne diese Gelder kaum denkbar gewesen.« Fürstenberg ist übrigens auch im Kreis Höxter kein Fremder: Er stiftete zahlreiche Kirchen und Kunstwerke, wie etwa die großen Altäre von Marienmünster, Gehrden und Corvey.
Wie kommt man an die nötigen Informationen, wenn man eine solche Arbeit schreiben will? Dahlke hat nicht nur über Büchern gesessen; er hat auch lange Zeit in Archiven verbracht. Dort hat er Originalbriefe und Urkunden gesichtet. Nicht zuletzt beschäftigte ihn die Frage: »Was ist aus dem riesigen Stiftungskapital geworden?« Es ist heute fast aufgebraucht: »Die Geldentwertungen nach den beiden Weltkriegen haben der Stiftung ziemlich zugesetzt. Es ist leider fast nichts mehr übrig«, so Dahlke.
Gefragt, was denn sein Berufziel sei, antwortet der sympathische junge Mann, dem sein Erfolg nicht zu Kopf gestiegen ist: »Ich bin Priesteramtskandidat unseres Bistums. Ich möchte Priester werden.« Sicher keine einfache Entscheidung in der heutigen Zeit! Ob er denn auch einmal Wissenschaftler werden wolle, kann er nicht sagen: »In der Kirche werden an allen Ecken und Enden Leute gebraucht. Der Personaldruck wird immer größer.« Und schmunzelnd fährt er fort: »Erstmal ist ja auch die Diplomprüfung an der Reihe...«

Artikel vom 20.10.2005