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Hundedame sucht Arbeitsplatz

Kyla kann Hütetrieb nicht widerstehen - Wiese in Verl oder Umgebung benötigt

Verl (WB). Geduckt schleicht der Border Collie über die Wiese, den Blick auf die Schafherde gerichtet. Die zierliche Hündin arbeitet konzentriert, nimmt jede noch so kleine Bewegung in der Herde wahr. Jeder ihrer Muskeln ist angespannt, bereit, sofort zu reagieren, wenn eines der Schafe die Herde verlässt - Kyla ist in ihrem Element.

Hüten ist der Lieblingsjob des dreijährigen Vierbeiners. Doch »zur Arbeit« müssen die Hündin und ihr Frauchen Gudrun Beuermann aus Verl 160 Kilometer fahren - bis ins Osnabrücker Land. Denn im gesamten Umkreis gibt es keine Trainingsmöglichkeit für Koppel-Gebrauchshunde. Deshalb sucht Gudrun Beuermann jetzt händeringend eine Wiese, auf der sie Schafe halten und mit Hunden arbeiten darf - beides artgerecht.
Zu Hause ist Kyla Familienhund, liebt ihren Platz auf dem Sofa und ihre Streicheleinheiten. Sie ist einer von insgesamt vier Border Collies der Familie Beuermann. Gudrun Beuermann, die diese faszinierenden Hunde züchtet und ausbildet, sagt: »Es gibt keinen Zweifel: Kyla hat den Hütetrieb im Blut.« Und das ist genetisch bedingt, denn ursprünglich wurde diese Hunderasse gezüchtet, um in Schottland Schafherden zu hüten.
Die Hunde-Expertin und Züchterin erkennt schnell, welcher Border Collie sich zum Hüten eignet und welcher Hund auch ohne Schafe ein glückliches Leben führen kann. »Arbeiten muss und will jeder Border Collie. Nur welcher Job für ihn geeignet ist, ist die Frage. Denn längst bringen nicht mehr alle Hunde dieser Rasse die Hüte-Voraussetzungen mit.« Rettungshundearbeit, Agility, Frisbee, Flyball, Obedience - das Job-Angebot für Border ist groß. »Aber«, weiß Gudrun Beuermann, »wenn man einen Border Collie einmal an Schafen getestet hat und er das Talent zum Hüten hat, dann will er diesen Job auch machen.«
Kylas Karriere begann mit der Ausbildung zur Rettungshündin. »Eine Arbeit, die sie gerne macht, aber sie zeigte mir immer wieder, wie sehr der Hütetrieb in ihr steckt«, sagt Gudrun Beuermann. Während Ginny und Falco, die beiden anderen erwachsenen Border Collies der Familie, das Bällchen apportierten, umkreiste und fixierte Kyla ihre »Beute« und ließ sie nicht aus den Augen. »Ja, und dann habe ich ein Seminar besucht und meine Kyla unter fachkundiger Anleitung an Schafen getestet«, erzählt Gudrun Beuermann. »Ein außerordentliches Talent«, bescheinigten ihr die Experten.
Seitdem fahren Gudrun Beuermann und Kyla einmal in der Woche ins Osnabrücker Land zum Hütetraining für Mensch und Hund. »Der Hund hat zwar den Trieb, aber er muss lernen, ihn kontrolliert einzusetzen, und dabei hilft der Mensch. Und auch der muss lernen, wie das geht.« Inzwischen sind Kyla und Gudrun Beuermann ein so gutes Team und verstehen so viel von Schafen, dass sie sich eine eigene kleine Herde anschaffen möchten. Nicht nur, um zu zweit zu arbeiten. Gudrun Beuermann möchte auch anderen Border Collies und ihren Menschen die Hütearbeit ermöglichen, mit ihnen trainieren und sie ausbilden.
Aber: Im Garten der Familie Beuermann ist nicht genug Platz. »Um sechs bis acht Schafe halten zu können, brauchen wir eine zwei Hektar große Wiese und die Genehmigung, einen Unterstand für die Tiere bauen zu dürfen«, erläutert die Verlerin. Denn natürlich sollen die Schafe nicht nur als »Arbeitskollegen« für die Hunde dienen, sondern ein artgerechtes Leben führen.
Die Border-Collie-Expertin hat nachgefragt, sich umgehört - bisher ohne Erfolg. »Vielleicht finden wir auf diesem Wege einen Landwirt oder einen Wiesenbesitzer in der Umgebung, der uns eine Schafweide verpachtet«, hofft sie jetzt.
Wer Gudrun Beuermann helfen möchte, erreicht sie unter folgender Adresse: Kolberger Straße 1, 33145 Verl, Tel. 0 52 46/78 86, E-Mail: Gudrun.Beuermann@t-online.de.
www.on-my-own.de

Artikel vom 20.10.2005