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»Savoir vivre«
im Papp-Haus

Kulturförderpreis für Frank Bölter

Herford (rkl). Die Bewohner des Bünder Neubaugebietes Osteresch werden sich wundern: In ihrer Siedlung soll im kommenden Frühjahr das Projekt des Kölner Künstlers Frank Bölter realisiert werden. Die Jury einigte sich gestern darauf, ihm für sein Konzept »Haus - savoir vivre« den Kulturförderpreis des Kreises 2005 zuzuerkennen.

Frank Bölter setzte sich gegen 25 Konkurrenten durch, die sich an der Ausschreibung unter dem Motto »Kunst trifft Industrie« beteiligt hatten. Erstmals kooperiert der Kreis Herford dabei mit einem Industriepartner. Wie Christoph Mörstedt vom Kulturamt erklärte, habe die große und qualitativ gute Resonanz gezeigt, dass die Künstler die Zusammenarbeit -Êin diesem Fall mit der Firma Wellcarton aus Löhne -Êbegrüßt hätten. Zudem war die biographische Bindung der Teilnehmer an den Kreis aufgehoben und der Preis über den Kreis Herford hinaus ausgeschrieben worden.
Frank Bölter ließ sich von den Möglichkeiten des Werkstoffs Wellpappe zu einem gewaltigen Objekt inspirieren. Er plant inmitten des Neubaugebietes Osteresch ein Haus mit Garage und Vorgarten aus Pappe zu errichten, das in Größe und Form genau dem dort am meisten vertretenen Haustyp entspricht. Die zuständige Bau- und Siedlungsgenossenschaft für den Kreis Herford habe bereits grünes Licht gegeben.
Die Jury lobte Bölters Idee als innovativ. Das Konzept sei eine gelungene Auseinandersetzung mit dem Material Pappe und seiner Vergänglichkeit sowie mit der Umgebung eines Wohnviertels und dem Thema Wohnen. Der Hausbau, der durch weitere Aktionen begleitet werden soll und mit dem Preisgeld von 5000 Euro zu realisieren ist, setzt - wie schon frühere Aktionen Bölters im öffentlichen Raum - auf Irritation.
Der Kölner war nach einer Vorauswahl gemeinsam mit drei weiteren Kollegen aufgefordert worden, sein Konzept zu konkretisieren. Schärfste Konkurrenz hatte ihm bis zuletzt das Projekt von Video-Künstlerin Anette Rose und Fotograf Alexander Gheorghiu bereitet. Rose, die derzeit an einer »Enzyklopädie der Handhabungen« arbeitet -Êsie stellte bereits in der MARTa-Kapelle aus -, wollte den Mitarbeitern der Firma genau auf die Finger schauen und typische Handgriffe in einem Film festhalten, der im Universum Bünde gezeigt werden sollte, ebenso wie die Portraitfotos, mit denen Alexander Gheorghiu den Händen ein Gesicht gegeben hätte.
Realisiert werden soll das Projekt von Frank Bölter im Frühjahr 2006. Nach Einschätzung der Experten der Firma Wellcarton wird das Papphaus je nach Wetterlage mindestens vier Wochen stehen, bevor es aufweicht. Die Preisverleihung soll im Zusammenhang mit dem Richtfest stattfinden.

Artikel vom 18.10.2005