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In 2004 fünf Fälle in Werther

Gewalt in Familien war Thema bei AG der SPD-Frauen

Werther (mas). »Gewalt in der Familie« war am Montag das Thema in einer öffentlichen Sitzung der Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) im Kippskrug in Werther. Anke Wadewitz, 1. Vorsitzende, hatte dazu Irmhild Schmidt, die Leiterin der Regionalstelle Nord des Kreisjugendamtes mit Sitz in Halle, eingeladen.

Irmhild Schmidt referierte im kleinen Kreis zum Thema häusliche Gewalt und zur Jugendarbeit allgemein. »Gewalt in der Familie ist immer ein Thema« berichtete sie auch von polizeilichen Einsätzen in Familien, die zumeist an Wochenenden stattfinden. Da es sich häufig um Familien mit kleinen Kindern und Jugendlichen handelt, arbeitet das Jugendamt eng mit der Kreispolizeibehörde zusammen. Es gebe Zusammenschlüsse von Anwälten, wenn Rechtsunterstützung notwendig ist, und Telefonnummern, wo Betroffene rund um die Uhr anrufen können.
Es gehe jedoch nicht nur um direkte Gewalterfahrung mit Polizeieinsatz. Die Rolle des Jugendamtes hat sich verändert, so Irmhild Schmidt. Sie geht weg von der Eingriffsbehörde hin zu Unterstützung und Beratung. Ein weiterer Schwerpunkt der Jugendarbeit auch in Werther ist daher die Beratung bei Trennung und Scheidung, die zumeist von Kindern und Jugendlichen als offensiv erlebt wird.
Das zeigt auch die steigende Nachfrage von betroffenen Frauen und Kindern selbst, von getrennt lebenden Männern, Nachbarn und die gestiegene Zahl anonymer Anrufen. Die Beobachter von auffälligem Verhalten sind oft unsicher, wann sie das Jugendamt einschalten sollten. Irmhild Schmidt empfiehlt daher, auf regelmäßig wiederkehrende Situationen zu achten und die Nachbarn auch anzusprechen. In Werther gab es in 2004 fünf Fälle mit Jugendamteinsatz, die Zahlen von Misshandlungen und Vernachlässigungen seien im übrigen Altkreis ähnlich. Wenn Kinder doch aus der Familie genommen werden müssen - In 2004 waren es 195 Fälle kreisweit und zwei Fälle in Werther - erfolgt die Unterbringung in Pflegefamilien oder in Jugendwohngruppen. Langfristig gesehen aber ist die Unterstützung des Kindes zuhause wichtig, auch der Pflege- und Unterbringungskosten wegen.
Vorbeugend arbeitet das Jugendamt mit Erziehungsberatungsstellen und Familienzentren in Werther und dem übrigen Altkreis zusammen. Weitere Netzwerke sind in Arbeit.
Sprechstunden für Betroffene gibt es Werther Rathaus dienstags von 9 bis 12 Uhr. Dort kann auch nach anderen Beratungsstellen gefragt werden.

Artikel vom 19.10.2005