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Knoten platzt, Konkurrenz patzt

Und Mankartz meint: »Auch Dortmund pflückt noch einer da oben runter«

Verl (mapu). Genüsslich nippte Peter Mankartz nach Abpfiff im Clubheim des SV Emsdetten an seinem leckeren Alster-Pilsener: »Einfach herrlich!« Und beim Blick auf die Oberliga-Tabelle im Videotext ereilte SC Verls Präsidenten gleich ein weiterer Endorphinschub. »Hmmm, das sind ja traumhafte Ergebnisse.« Da schmeckte der nächste Schluck nochmal doppelt so köstlich.

Nach diesem auch in sportlicher Hinsicht vorzüglichen Wochenende hat sich der SCV noch deutlicher als »Creme de la Creme« vom Liga-Durchschnitt abgehoben: Weil die Konkurrenz im Titelrennen patzte und die Ermisch-Elf in Emsdetten ein zuckersüßes 3:1-Sahnehäubchen servierte, dürfen die Verler Verantwortlichen ob eines Vier-Punkte-Vorsprungs auf den Rangdritten SF Lotte mit der Zunge schnalzen.
Die Lotter sorgten mit ihrer deftigen 0:3-Peinlichkeit daheim gegen Aufsteiger Delbrück denn auch für den größten »Bock« des 11. Spieltages, während die beeindruckende Punkte-Serie des VfL Bochum II (16 Zähler aus sechs Partien) daheim gegen Westfalia Herne mit 0:1 ein jähes Ende fand. Allein der mächtige Liga-Koloss Borussia Dortmund II ließ sich nicht aus der Erfolgsspur werfen. Aber er kam ins Straucheln - und das ausgerechnet gegen das personell völlig ramponierte Schlusslicht VfB Fichte Bielefeld. Das späte 1:0 durch BVB-Stürmer Kosi Saka (78.) bewahrte Borussia jedoch letztlich vor der Blamage.
SCV-Präses Mankartz wollte sich über den späten Zeitpunkt des Dortmunder Siegtreffers nicht ärgern, sondern wertete ihn stattdessen zufrieden als Zeichen der Anfälligkeit des noch immer mit vier Zählern führenden Spitzenreiters: »Irgendwann wird die einer von da oben runterpflücken. Vielleicht sind wir es ja«, malt sich Mankartz bereits ein mögliches Szenario für das große Gipfeltreffen am 30. Oktober aus.
Im Hinblick darauf ist bei einem der wichtigsten Verler Spieler genau zum richtigen Zeitpunkt der Knoten geplatzt: Stürmer Soner Dayangan fiel bei seinem entscheidenden 3:1 und dritten Saisontor in Emsdetten ein großer Frust-Brocken vom Herzen, nachdem er seit dem 14. August (2. Spieltag) nicht mehr getroffen hatte. »Ich habe schon Komplexe gekriegt, warum ich nur noch danebenschieße. Ich bin nämlich einer, der einfach immer ein Tor machen will.« Der unermüdliche Wirbelwind gibt sogar offen zu, dass ihn selbst die vielen Teamerfolge nicht zufrieden stellen konnten: »Ich war trotz der kontinuierlichen Siege unserer Mannschaft nicht happy. Ich werde einfach verrückt, wenn es bei mir nicht klappt.« Da würde Dayangan wohl nicht mal ein von Peter Mankartz höchstpersönlich frisch gezapftes »Alster« trösten. Für Soner gibt's eben keine größeren Freuden als den Torjubel. Wie gut, dass mit Lippstadt eine der Liga-Schießbuden zur Poststraße kommt.

Artikel vom 18.10.2005