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Upländer Molkerei mit
Innovationspreis geehrt

Faire Bio-Milch aus der Region für die Region

Körbecke/Willingen (WB). Für ihre »Erzeuger Fair Milch« und ihr Marketingkonzept wurde die Upländer Bauernmolkerei aus Willingen-Usseln jetzt mit dem zweiten Platz in der Kategorie »Mittelstand« des Innovationspreises »Bio-Lebensmittel-Verarbeitung« ausgezeichnet. Der Körbecker Landwirt Josef Jacobi gehörte Mitte der 90er-Jahre zu den Gründern der Molkerei und ist heute ihr Aufsichtsratsvorsitzender.

Der Preis wurde im Rahmen der Lebensmittelmesse »Anuga« in Köln von Karl Ludwig Schweisfurth (Schweisfurth-Stiftung), Peter Grothues (Geschäftsbereichsleiter Ernährung, Koelnmesse) und Eckhard Engert (Abteilungsleiter im Bundeslandwirtschaftsministerium) an Josef Jacobi übergeben.
Der Preis wurde erstmalig 2003 vergeben. Innovative Leistungen bei der Verarbeitung ökologischer Produkte in den Bereichen »Verarbeitung und Rohstoffe«, »Marke-ting« und »Betriebsführung« werden mit ihm gewürdigt. 42 Unternehmen hatten sich beworben. Die Jury zog 14 in die engere Wahl. Bevor die endgültige Entscheidung fiel, wurden die Unternehmen vor Ort besucht.
Als 1995 die Usselner Molkerei schloss, gründeten ein Jahr später 18 Bio-Landwirte gemeinsam mit Umweltschützern, Privat- und Geschäftsleuten die »Upländer Bauernmolkerei«. Die Landwirte - heute sind es 84 aus Hessen und Nordrhein-Westfalen mit einem Erzeugervolumen von 15 Millionen Litern Bio-Milch - sind Mehrheitsgesellschafter der Molkerei, die 30 Mitarbeiter beschäftigt. 80 Prozent der gesamten Produktpalette haben Bio-Qualität; die Ware wird an den Naturkost-Großhandel, den Lebensmitteleinzelhandel, Schulen und Verarbeiter geliefert.
Die Bauern standen vor einem Problem, das andere Landwirte immer noch haben. Die Preise für Bio-Milch sind drastisch gesunken und können laufende Betriebs-kosten nicht mehr decken. So setzten die Molkerei ein Signal, das die Jury als außerordentlich innovativ ansah: die Kampagne für die regionale Wirtschaft unter dem Slogan »Aktiv für die heimischen Bio-Bäuerinnen und Bio-Bauern - denn faire Preise bieten Zukunft« und das Angebot »Erzeuger Fair Milch«. Die deklarierte Milch ist seit Januar 2005 auf dem Markt, und wer sie kauft, zahlt für die regionalen Bauern fünf Cent pro Liter zusätzlich. Der Aufpreis ist für die Konsumenten transparent, weil ein entsprechendes Label explizit darauf hinweist.
Der Erfolg überraschte selbst die Initiatoren: Der Absatz stieg um zehn bis zwanzig Prozent. Je deutlicher im Geschäft auf den Preisaufschlag hingewiesen wurde, desto größer war die positive Resonanz. Der Mehrerlös kommt direkt den Landwirten zugute.
Neu an dem Konzept der Molkerei war, dass sich bei einem Bio-Marketingkonzept in Deutschland alle Partner der Wertschöpfungskette - Erzeuger, Verarbeiter und Handel - beteiligten. Zudem wurde auch die Kieler Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel ins Boot geholt. Ihr Institut für Ökonomie der Ernährungswirtschaft ermittelte vorab, welche Preisaufschläge die Kunden bei Bio-Milchprodukten tolerieren. Diese Aufbereitung des Vorhabens brachte Punkte beim Innovationspreis.

Artikel vom 18.10.2005