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»Westfälischer Falke« auf Sendung

30-jähriger Offizier aus dem Kreis Höxter sorgte in Sarajevo für spannende Radio-Reportagen

Aus Bosnien-Herzegowina berichtet
Carsten Borgmeier
Rejlovac/Kreis Höxter (WB). Seine Stimme hatte Gewicht. Was er sagte, wurde gehört. Wenn Hauptmann Sebastian Falke aus dem Kreis Höxter im 1500 Kilometer entfernten Einsatzland Bosnien-Herzegowina auf Sendung ging, dann lauschten nicht nur die einfachen Soldaten seinen spannenden Beiträgen, auch Oberst Axel G. Loewe als Nationaler Befehlshaber auf dem Balkan ist ein großer Fan von Falkes Radio-Reportagen. Jetzt ist der 30-Jährige nach vier Monaten wieder in seine westfälische Heimat zurückgekehrt.

»Bei diesem Einsatz habe ich mich mit dem Radio-Virus infiziert«, bekennt Falke, der als Chefredakteur maßgeblich für die Gestaltung der Hörfunk-Sendungen im Einsatzland verantwortlich war. Für 1100 Männer und 60 Frauen des zweiten deutschen Einsatzkontigents der European Union Force (EUFOR) »zauberten« der junge Hauptmann und sein sechsköpfiges Team ein anspruchsvolles, kurzweiliges Programm.
Neben ganz viel Musik und den Nachrichten aus aller Welt fehlten vor allem die Beiträge nicht, die direkt vor oder hinter dem Feldlagertor in Rejlovac bei Sarajevo entstanden und Soldaten des Einsatzkontigents »live« zu Wort kommen ließen.
Sebastian Falke, der am Klostergymnasium »Brede« in Brakel sein Abitur machte, entdeckte in Bosnien-Herzegowina, wie fesselnd der Hörfunk-Journalismus sein kann. Ideen für eigene Geschichten sprudelten nur so aus ihm heraus und innerhalb weniger Wochen avancierte Falke zur beliebtesten und bekanntesten Radio-Stimme im Bereich der multinationalen Brigade Südost, zu der das deutsche Kontingent gehört.
Mit den Worten »Hier spricht Euer westfälischer Turm-, Bauch- und Partyfalke«, meldete sich der Soldat täglich bei seinen Hörern, die allesamt in der Flecktarn- Uniform ihre vielfältigen Aufgaben im Rahmen der EUFOR-Friedensmission leisteten.
Sebastian Falke war als ausgebildeter Panzermann und somit Soldat der Kampftruppe jedoch nicht ganz unvorbereitet nach Bosnien-Herzegowina in seine journalistische Hörfunk-Premiere geschickt worden. In Mayen bei Koblenz ist seit Jahren die Hauptredaktion des Soldaten-Senders »Radio Andernach« der Bundeswehr beheimatet. Mit modernster Ausstattung und besten Referenten wie der britischen Hörfunk-Legende Nick Mallony werden die Neulinge auf ihren Job vorbereitet. In Mayen hatte auch Falke ein Seminar absolviert und somit das Rüstzeug für den Balkan erhalten.
»Radio Andernach« ist seit Beginn der Auslandseinsätze 1992 in jedem deutschen Feldlager vertreten. Ob in Kabul in Afghanistan, in Prizren im Kosovo, in Djibouti am Horn von Afrika - überall berichten Soldaten mit dem Mikro in der Hand für und über Soldaten. Für Sebastian Falke war es Pflicht und Vergnügen zugleich, seine Kameraden in und um Sarajevo zu informieren und zu unterhalten: Unvergessen bleiben ihm seine Reportagen, bei denen der »westfälische Falke« direkt bei der Truppe draußen vor Ort war.
Zu seinen eindrucksvollsten Beiträgen zählte eine Sendung über die Instandsetzung einer zerstörten Brücke über die Drina bei Gorâzde durch Bundeswehr-Pioniere aus Höxter, bei Zugriffen von Kommandos, die Kriegsverbrecher dingfest machten oder einer Reportage, für die Falke sich in einen »Beißanzug« packen ließ, um über die Hundemeute der Feldjägertruppe zu berichten.

Artikel vom 20.10.2005