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»Auftaktsieg war halbe Miete«

Starke Leistung gegen Gäste aus Spanien, Portugal und der Türkei belohnt

Von Sylvia Rasche
Bad Driburg (WB). Glücklich ließen sie die Welle durch die Südstadthalle schwappen. Zwei Tage Spitzenleistungen und Nervenstärke in so mancher Zitterpartie endeten für den TuS Bad Driburg mit dem Einzug ins Achtelfinale des Tischtennis-Europapokals, dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte seit der Deutschen Vizemeisterschaft 2000.

»Einfach klasse. Die Spanierinnen hatten mit Wu Xue zwar die stärkste Spielerin in der Halle. Wir waren allerdings die beste Mannschaft und haben deshalb verdient gewonnen«, freute sich Manager Franz-Josef Lingens. Noch vor der ETTU-Cup-Premiere hatte er das Achtelfinale als Traumziel bezeichnet. Jetzt fiebert der Driburger Macher der Auslosung für die Runde der besten 16 entgegen.
Der Weg dorthin war für die Badestädter jedoch hart. Gleich im ersten Match des Tages mussten sie am Samstag gegen den Vorjahres-Viertelfinalisten der Champions-League aus Spanien, CN Mataró, ran. Im Auftakt-Einzel stellte die deutsche Nationalspielerin Jessica Göbel die Weichen für ein erfolgreiches Europapokal-Wochenende.
Sie zwang die mehrfache Junioren-Europameisterin Galia Dvorak in vier Sätzen in die Knie und stand anschließend auch gegen die Topspielerin der Katalaninnen, Wu Xue, unmittelbar vor einem Sieg. »Ich habe gut gespielt. Doch das reichte in diesem Match nicht. Im fünften Satz hat die Chinesin ihr Spiel umgestellt, darauf wusste ich keine Antwort«, ärgerte sich die Bad Driburger Spielertrainerin über die verpasste Gelegenheit. Da aber auch die TuS-Nummer eins Xu Jie einen Punkt aus den Spitzeneinzeln beisteuerte und Natalia Cigankova im »Schlüsselspiel« (Lingens) Spaniens Julia Bosch in drei Sätzen regelrecht vom Tisch fegte, war der Auftakt-Erfolg perfekt.
»Das ist die halbe Miete auf dem Weg ins Achtelfinale«, war sich Driburgs Betreuer Hans-Jürgen Junker sicher. Spaniens Trainerin Flora Khasanova ging noch einen Schritt weiter: »Driburg wird sich auf dem Weg ins Achtelfinale jetzt nicht mehr aufhalten lassen. Schade, dass wir die Gruppenphase nicht überstanden haben.« Die gebürtige Russin, die seit 16 Jahren mit ihrer Familie in Spanien lebt, sollte mit dieser Prognose Recht behalten.
Allerdings war das anschließende Driburger Match gegen Portugal keineswegs die erwartet leichte Partie. »Da sind wir noch mal mit einem blauen Auge davon gekommene«, atmete TuS-Manager Franz-Josef Lingens nach dem hart umkämpften 3:1 gegen Camara de Lobos (Madeira) durch. Jessica Göbel, die eine Zerrung im Oberschenkel behinderte, verlor gegen Portugals Chinesin Lin knapp in fünf Sätzen. Auch Xu Jie schien gegen die überraschend starke Nachwuchsspielerin Ana Neves auf dem Weg der Niederlage, bewies im vierten Satz aber Nervenstärke, holte einen Rückstand auf und siegte in der Verlängerung. »Ein 0:2 aufzuholen, wäre für uns schwer geworden«, wusste Lingens. So aber lief alles glatt. Elena Waggermayer hatte gegen die junge Ana Costa keine Schwierigkeiten und auch Xu Jie gewann ihr zweites Einzel problemlos.
Das Sonntagsmatch gegen die Türkei war gestern Vormittag nur noch Formsache. Göbel legte vor, Xu baute den Vorsprung auf 2:0 aus. Elena Waggermayer hatte zwar Probleme mit ihrer Vorhand, biss sich gegen die türkische Nationalspielerin Müge Atakan aber durch und machte in der Verlängerung des fünften Satzes den Siegpunkt perfekt.
Damit stehen die Driburger als vierte deutsche Mannschaft in der Runde der letzten 16. Vor der Europa-Kür Ende November rückt jedoch die Bundesliga-Pflicht wieder in den Mittelpunkt. Hier warten bis zum Achtelfinale wichtige Partien im Kampf um den Klassenerhalt auf die mit neuem ETTU-Cup-Selbstbewusstsein ausgestatteten Driburgerinnen.

Artikel vom 17.10.2005