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Favoriten 40 Minuten geärgert

Arne Niemeyer hat den Blick für den besser postierten Mitspieler. Kreisläufer Dimitri Kouzelev wartet schon auf den Ball.

GWD liefert bei der 34:41-Niederlage gegen Lemgo eine gute Leistung ab

Von Volker Krusche
Minden (WB). Heiner Brand war überrascht. »Es macht Spaß, GWD zuzuschauen«, so der Bundestrainer, der gestern einen Abstecher nach Minden machte, um sich mal ein Duell anzuschauen, »in den in beiden Mannschaften der Anteil der deutschen Spieler überwiegt. So was kommt ja in der Liga eher selten vor.«

Brand war begeistert von dem, was er von den Mindenern zu sehen bekam. »Die Handschrift von Richard Ratka ist in der Kürze der Zeit schon deutlich zu erkennen, auch wenn die personellen Möglichkeiten sicherlich begrenzt sind“. Letzteres war dann auch ausschlaggebend dafür, dass die Hausherren im Ostwestfalen-Duell gegen den TBV Lemgo vor 3000 Zuschauern in der Kampa-Halle nur 40 Minuten von einer Überraschung träumen durften, am Ende dann aber noch deutlich mit 34:41 (18:19) verloren. Die Fans auf den Rängen dankten ihnen die Leistung aber trotzdem mit stehenden Ovationen.
»Die bessere Mannschaft hat gewonnen, gar keine Frage. Wir wollten den TBV ärgern und das ist uns 40 Minuten lang auch gelungen. Da haben wir das Spiel offen gehalten«, resümierte GWD-Trainer Richard Ratka. Während der TBV insbesondere nach dem Wechsel aufgrund seiner Standards und seiner Routine leichtes Spiel beim Torewerfen hatte und in den zweiten 30 Minuten auf eine Wurfeffektivität kam, die jenseits der 75 Prozent lag, mussten die Mindener für ihre Treffer einen erheblich größeren Aufwand betreiben. »Dem mussten wir nach 40 Minuten in Sachen Konzentration und Kraft Tribut zollen.«
Es war auf jeden Fall ein für die Zuschauer äußerst ansprechendes Derby, das sich die »Grün-Weißen« und die »Blauen« lieferten. »75 Tore sieht man ja nun wirklich nicht alle Tage«, freute sich TBV-Coach Volker Mudrow für die Zuschauer.
Die Favoritenrolle war zwar von vornherein eindeutig an die Gäste aus dem Lipperland vergeben, die hatten mit den spielerisch überzeugenden Hausherren aber lange Zeit ihre liebe Müh. So wechselte in einem Spiel der »offenen Tore« die Führung ständig hin und her, ohne dass sich ein Team mal ernsthaft hätte absetzen können. Unter den Augen von Tomas Axner, der extra aus Schweden angereist war, hatte der TBV nur beim 2:4 mal die Nase mit zwei Toren vorn. Ansonsten ging es ausnahmslos Tor um Tor, wobei Malik Besirevic seine Gegenüber in der Anfangsphase deutlich ausstach.
Das sollte sich nach dem Wechsel aber grundlegend ändern. Volker Mudrow hatte seinen Mannen eine überzeugende Kabinenpredigt gehalten (»Da gabĂ•s ein Donnerwetter«). Und seine Worte verfehlten die Wirkung nicht. Auf einmal war die Deckung viel aggressiver und wurde der im ersten Abschnitt nach 18 Minuten ausgewechselte Nationaltorhüter Carsten Lichtlein zum Turm in der Schlacht.
Zudem ärgerten sich die Gastgeber in der entscheidenden Phase, als Lemgo sich vom 24:25 (41.) auf 24:28 und 25:31 (46.) absetzte, über den ein oder anderen zweifelhaften Pfiff der Unparteiischen. Letztlich lag es
aber nicht an ihnen, dass der Sieger TBV Lemgo hieß. Die Lipper hatten am Ende einfach mehr zuzusetzen, während die Mindener irgendwann einen leeren Akku zu beklagen hatten. Da mehrten sich auch die überhasteten Abschlüsse, die den Sieg der Mudrow-Schützlinge, die neben Lichtlein vor allen Dingen im 14-maligen Torschützen Florian Kehrmann, Kreisläufer Christian Schwarzer und dem für Daniel Stephan (Oberschenkelzerrung) auf der Mittelposition überzeugenden Sven-Sören Christophersen ihre besten Kräfte hatten, beim Schlusspfiff vielleicht etwas zu hoch ausfielen ließen.

Artikel vom 17.10.2005