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Endlich mal ein feiner Fußballschmaus

2600 begeisterte Fans sehen im Heidewald eine 6:2-Gala der deutschen U 19-Nationalelf

Von Marco Purkhart
und Wolfgang Wotke (Fotos)
Gütersloh (WB). Gütersloh hat Glück gebracht: Die deutsche U 19-Nationalmannschaft putzte am Freitagabend Weißrussland mit 6:2 (3:1) und bot dabei Fußball vom Feinsten, wie man ihn im Heidewald seit Jahren nicht gesehen hat.

Wo sonst die grün-blau-weißen Flaggen des heimischen FC Gütersloh flattern, lassen die rund 2600 erwartungsfrohen Zuschauer im Rondell schwarz-rot-goldene Vaterlandsliebe aufflackern. Mit Pathos erhebt sich die Menge dann bei den vom OWL-Blasorchester klassisch vorgetragenen Nationalhymnen und sogar die heimischen Sportfunktionäre, angeführt vom FLVW-Präsidenten Hermann Korfmacher, singen deutlich hörbar mit. Nach dem Anpfiff des schwedischen Referees Stalhamma ertönt schnell ein erstes Raunen von den Rängen: Da wird unter Flutlicht technisch deutlich mehr geboten, als man es an gleicher Stelle von den Oberligisten gewohnt ist. Doch plötzlich weicht die Anerkennung entsetztem Kreischen, das die frische Freitagabendluft in der Dalkestadt erfüllt. Der Außenseiter aus Osteuropa geht unverhofft in Führung.
Schuld am 0:1 ist Torwart Fabian Lucassen, der einen Rückpass überheblich an Weißrusslands Torschützen Raman Volkau verfummelt hat (11.). Auch in der Folge zeigt der junge Keeper vom Hamburger SV dem nervenschwachen Publikum durch einige Unsicherheiten, dass sich Bundesliga-Torhüter Stefan Wächter keine Sorgen um seinen Platz zu machen braucht. Passend zum Rückstand der »geliebten« Nachbarnation erscheint übrigens eine Delegation aus den Niederlanden.
Die holländische Konkurrenz hat jedoch keinen Anlass zur Schadenfreude: Auch die »Oranjes« haben zuvor ihr Auftaktspiel in Herford gegen Griechenland mit 2:3 unerwartet in den Sand gesetzt. Immerhin eröffnet sich den hinzugestoßenen Spionen in Gütersloh nun ein unheimlich flottes Fußballspiel auf hohem Niveau mit Chancen in Hülle und Fülle, überwiegend auf deutscher Seite.
Kein Wunder, dass die anstürmenden DFB-Jungs schon bald das verdiente 1:1 bejubeln dürfen - Abdenour Amachaibo (Borussia Dortmund) locht lässig ein (24.).
Nur zwei Minuten danach sogar die lautstark von der trommelnden Tribüne gefeierte Wende: Fabian Schönheim vom 1. FC Kaiserslautern wuchtet das Leder aus 25 Metern zur 2:1-Führung in die Maschen - eine traumhafte Schusshaltung! Als Patrick Ebert vom Hertha BSC mit einer kuriosen Bogenlampe sogar in der auf offizieller Tafel vom UEFA-Mann angezeigten Nachspielzeit der ersten Hälfte das 3:1 gelingt (45.+1), scheint die Entscheidung gefallen.
Von wegen! Sofort nach Wiederanpfiff rappelt es erneut, als Yauheni Shapko eine superscharfe Freistoßflanke zum 3:2-Anschluss reinpfeffert (48.). Aber umgehend legt Amachaibou mit seinem zweiten Treffer das 4:2 nach (52.). Damit hat Deutschland den Sieg inklusive Tabellenführung der Quali-Gruppe vorzeitig in der Tasche. Faton Toski (Eintracht Frankfurt) und Jerome Boateng per Foulelfmeter erhöhen noch in der 87. und 92. Minute auf 6:2 - die Krönung für diesen leckeren Fußball-Gourmetschmaus!
Trainer Horst Hrubesch meint nach Abpfiff, dass man mit Weißrussland bereits den stärksten Gruppengegner bezwungen habe: »Und das auf eine sehenswerte Art und Weise. Man sieht also, dass der deutsche Nachwuchs genügend Potenzial hat. Die Jungs müssen nur endlich mal in der Bundesliga eingesetzt werden.«
Deutschland: Lucassen - Johnson, Boateng, Bertram, Schönheim - Kunert (72. Özgöz), Ebert, Flessers, Ede (85. Toski) - Amachaibo, Halfar (59. Adlung).

Artikel vom 15.10.2005