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Künstliche Klangwelten
diesmal zu Hause gelassen

Midge Ure sang vor wenigen, aber begeisterten Fans

Von Silke Schade
Herford (HK). Er braucht nicht viel, um seine Fans zu begeistern: eigentlich nur sich und seine Gitarre. Midge Ure hat am Samstagabend die etwa 100 Zuhörer im Herforder »Elfenbein« vor allem durch eines überzeugt - seine Natürlichkeit.

Künstliche Klangwelten hatte die Synthi-Pop-Legende der Achtziger Jahre zu Hause in Schottland gelassen. Diesmal präsentierte er seine alten und neuen Hits in der Akustik-Version - von »Cold Cold Heart« bis »Fade to Grey«.
»Here we go«, haucht der mittlerweile 52-Jährige ins Mikrofon, als er die Bühne betritt und sofort loslegt. Sein Haar ist zwar lichter, seine Stimme jedoch ausdrucksvoller geworden. Noch heute lässt sie ihn kaum im Stich, auch dann nicht, wenn er ungeahnte Tonhöhen erklimmen muss. Wie bei dem Hit »Breathe«, den er 1996 für den Swatch-Werbespot geschrieben hat. Selbst ohne die Unterstützung seiner früheren Kollegen von »Ultravox« können sich die Hits »Vienna« oder »Hymn« hören lassen.
»Dancing with Tears in my Eyes« läuft im Radio zwar auch nach Jahren noch rauf und runter, ist aber live ein ganz besonderes Erlebnis. Denn Midge Ure verkörpert Leidenschaft pur. Mit verzerrtem Gesicht und geschlossenen Augen sorgt er für Gänsehaut-Stimmung bei den Zuhörern.
Seine Fans, überwiegend aus der Altersgruppe zwischen 30 und 40, fühlen sich in ihre Disco-Zeit zurückversetzt. Bei bekannten Hits singen sie jede Zeile mit, wippen mit den Füßen, bewegen sich rhythmisch zum Takt der Musik. Für große Sprünge sind sie nicht mehr zu haben. Dafür pfeifen, johlen und klatschen sie umso lauter. Darunter auch Anja (36), die ihrem Idol extra aus Hannover nachgereist ist: »Meine Freunde sind kurzfristig abgesprungen. Das hat mich nicht abgehalten. Ich musste einfach nach Herford kommen.« Nach anderthalb Stunden kennt ihre Begeisterung kaum noch Grenzen: »Wahnsinn!«
Enttäuschung dagegen bei den Veranstaltern: Nur 100 Gäste haben sie gezählt - ihrer Meinung nach zu wenig für einen Rock- und Popstar dieser Klasse.

Artikel vom 17.10.2005