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Nicht nur Gefühle - auch
sachliche Gründe dagegen

Liboriberg: hohe Kosten und weniger Parkplätze


Die Diskussion um eine Verlegung der Buslinien und eine angedachte Versetzung der Liborikapelle geht weiter:
Dass die Presseveröffentlichungen über die Planung des Liboriberges Unmut oder gar Entsetzen in der Bevölkerung verursachen, war zu erwarten. Wird doch das historisch gewachsene Stadtbild entscheidend verändert. Aber nicht nur Gefühle und Abneigungen gegen den offenbar tiefen Einschnitt in die historisch gewachsene Situation sollten maßgeblich sein. Es gibt auch sachliche Gründe, die gegen die Planungen sprechen. Diese sachlichen Gründe bestehen seit jeher, als vor Jahren die ersten Überlegungen auftauchten, wobei nur verwunderlich ist, dass immer noch nicht von diesen Gründen Kenntnis genommen wird.
Gründe sind, ohne dass ich sie vollständig aufzählen kann:
1. Kosten
Dass die jetzt bekannt gewordenen Vorschläge erhebliche Kosten erfordern, ist selbstverständlich. Diese sind so hoch, dass schon jetzt eine Realisierung zweifelhaft erscheint. Es sind aber nicht nur die einmaligen Investitionskosten zu berücksichtigen, sondern auch weitere jährliche Kosten. Die Bushaltestellen »Rathausplatz« und »Kamp« sind die meist frequentierten Haltestellen im Netz des »Padersprinters«. Wenn es richtig ist, dass fast 200 000 Fahrgäste pro Jahr weniger die Busse in die Innenstadt benutzen, bedeutet dies einen Verlust von annähernd 500 000 Euro, wenn man annimmt, dass jeder Fahrgast im Jahr für vielleicht für 2,50 Euro Fahrkarten in die Innenstadt kauft. Dieser Verlust muss aus mehreren Gründen von der Stadt dem Busunternehmen ersetzt werden, und zwar nicht nur einmalig, sondern jährlich.
2. Es gibt auch andere Städte, in denen Busse in der Innenstadt und sogar in Fußgängerzonen verkehren, beispielsweise in Münster, wo mehrere Buslinien den Prinzipalmarkt als Fußgängerzone der Länge nach durchfahren, in Paderborn kreuzen die Busse nur die Fußgängerzone.
3. Als vor Jahren von einigen wenigen die Forderung erhoben wurde, »Busse raus aus der Innenstadt«, wurden von der Bauverwaltung der Stadt Alternativ-Verkehrsführungen vorgestellt. Alle wurden damals in Versammlungen und Gesprächen als irreal verworfen, auch von Mitgliedern der Bauverwaltung. Weshalb der Rat dann doch beschlossen hat, einen auswärtigen Gutachter zu beauftragen und eine Arbeitsgruppe einzusetzen, ist kaum nachvollziehbar. Dies verursachte nur Kosten, wie inzwischen auch bekannt ist, und bringt keine Lösung des Problems, wobei die Hindernisse nicht in der Verkehrstechnik liegen. Ich frage mich auch, warum man nicht auf den Sachverstand der Verwaltung zurückgegriffen hat. Oder ist man der Auffassung, dass dieser nicht ausreicht?
4. Die angedachte neue Trassenführung auf dem Liboriberg versetzt nicht nur die Liborikapelle, sondern vernichtet auch etwa 50 Prozent der dortigen Parkplätze. Diese können auch nicht vollständig auf die »alte« Straßenfläche verlegt werden. Der übrig bleibende Bestand der Parkplätze auf dem Liboriberg reicht bei weitem nicht aus, den Parkbedarf für die Innenstadt auszugleichen. Sinnvoll wäre es also, neue Parkplätze zu schaffen, nicht aber das jetzige Angebot einzuschränken. Dass die Verlegung der Straße dann einen zusammenhängenden Raum schafft, um Libori feiern zu können, kann nur jemand erklären, der von dem Liborifest keine Ahnung hat.
Vor etwa 30 Jahren wurde der Umbau des Westerntor-Kreisverkehrs in eine Kreuzung beschlossen. Der durch Gutachten belegte Grund war, dass die Kreuzung für den damaligen und zu erwartenden Verkehr leistungsfähiger war als ein Kreisverkehr. Weshalb dies heute anders ist, muss erst noch dargelegt und auch bewiesen werden.
DR. FRANZJOSEF ZACHARIAS
Langer Weg 31
Paderborn

Artikel vom 15.10.2005