17.10.2005 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Schwangeren-Marsch ein
gesellschaftlicher Protest

»Offenes Atelier«: Skulpturen von Karin Franitza-Oberschelp

Halle (mas). Im Rahmen der kreisweiten offenen Ateliers gewährten am vergangenen Wochenende 38 Künstler aus dem gesamten Kreis Gütersloh den Besuchern einen Blick ins Reich ihres künstlerischen Schaffens.

Eine davon ist Karin Franitza-Oberschelp. Die Künstlerin, die seit 15 Jahren in der Lindenstadt lebt und arbeitet, hatte am Samstag und Sonntag, jeweils von 11 bis 18 Uhr, ihre Arbeitsräume geöffnet. In Haus und wunderschönem Garten in der Maximilian-Kolbe-Strasse konnten die Besucher Skulpturen und Töpferarbeiten aus 25 Jahren Schaffenszeit erleben.
Karin Franitza-Oberschelp ist sehr vielseitig: An der Töpferscheibe entstehen fast runde Gefäße, die keinen flachen Boden haben und dadurch immer in Bewegung zu sein scheinen. Ihre Skulpturen sind oft hohe, schlanke Gestalten mit weichen Formen, sie stehen einzeln oder in Kompositionen und machen Garten und Atelier zu einem vielfältigen Skulturenpark. Karin Franitza-Oberschelp zeichnet auch Akt, und viele ihrer abstrakten Ideen fließen in die Umsetzung zur Skultur mit ein.
Die Figuren entstehen aus verschiedenfarbigen Sorten Ton, die sie mit Modellhölzern und Schlagwerkzeug und natürlich mit ihren Händen bearbeitet. Die Arbeitsgrundlage für die größeren und schwereren Skulpturen besteht aus einem Metallsockel und Metallstangen in verschiedenen Längen, um die herum der Ton modelliert wird. Bei technischen Verfeinerungen hilft ihr der frühere Beruf als Konstrukteurin.
Gesellschaftliche Themen liegen der Vollblutkünstlerin am Herzen, besonders das Thema Schwangerschaft. Eine ihrer zentralen aktuellen Arbeiten heißt darum »Scharf am Ball«, eine Formation von zarten schwangeren Gestalten, die in eine Art Protestmarsch ziehen und einen am Faden hängenden Tonball, den »Ball der Erkenntnis«, sinnbildlich in die Gesellschaft schleudern. »Für die Frau ändert sich alles nach der Geburt. Was wird aus dem Kind? Was wird aus mir? Die Politik macht es jungen Frauen nicht einfach, Kinder zu bekommen. Wir brauchen deshalb Auseinandersetzung«, erklärt die Mutter und Großmutter. Mit dieser und einer anderen Arbeit hat sie sich beworben auf eine Ausschreibung der GedoK hin, einem Zusammenschluß von deutschen und österreichischen Künstlerinnen, dem die ehemalige Bielefelderin seit drei Jahren angehört. Wenn sie gewinnt, werden ihre Skulturen sogar im Düsseldorfer Landtag zu sehen sein.

Artikel vom 17.10.2005