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Von Pfarrer Peter Michael Voß

Das Wort zum Sonntag


Vor ein paar Tagen las ich in der Zeitung, dass die Sängerin Katja Ebstein auf einer Sonderbriefmarke abgebildet werden soll. Damit wird ihr Einsatz für Schwache und Behinderte in der Gesellschaft, besonders die Stiftung »für eine enkeltaugliche Zukunft« hervorgehoben. Diese Würdigung ihres sozialen Engagements hat mich gefreut. Es ist wohltuend, bei Prominenten, Menschen des öffentlichen Lebens Hilfsbereitschaft und die dazu gehörige geistige Einstellung zu sehen.
Wenn wir genauer hinschauen, werden wir entdecken, dass es in unserer eigenen Umgebung viele Menschen gibt, die ebenso bewundernswert sind. Menschen aus der Nachbarschaft oder der Kirchengemeinde oder der Kommune kümmern sich dort im kleinen oder größeren Rahmen um Benachteiligte, um Hilfsbedürftige oder um Menschen, die in eine schwierige Lage gekommen sind.
Was wir bewundern, ist nicht so sehr die einzelne herausragende Tat, sondern wohl eher die geistige Haltung, die dahinter steckt, und die Konsequenz oder die Ausdauer, die diese Menschen aufbringen.
Sie geben mit ihrem diakonischen oder sozialen Engagement eine Antwort auf die Frage: Was ist mir wert und wichtig? Wie lebe ich das, was ich für richtig und wichtig erkannt habe? Wie möchte ich mit anderen zusammenleben? Wie spreche ich darüber in der Familie, unter Freunden? Was lebe ich vor? Was gebe ich der nächsten Generation an Lebenseinstellungen weiter? Ich bin davon überzeugt, dass die Antworten auf all diese Fragen mit Glauben zu tun haben, aus meiner Sicht genauer gesagt mit der Sache Jesu.
Wenn ich am Dienstag- oder Donnerstagnachmittag an der Kirche vorbeikomme, freue ich mich über Mädchen und Jungen, die auf dem Fahrrad oder zu Fuß zum kirchlichen Unterricht unterwegs sind. So lästig die Zeiten des Unterrichtes auch sein mögen, sie sind auch Zeiten, in denen an unserem »inwendigen« Menschen gebaut wird, in denen durch die biblische Botschaft deutlich wird, wie sehr jeder einzelne Mensch ein von Gott geliebtes Geschöpf ist und eine ganz besondere Würde in sich trägt, die geschützt werden muss.
Das wird mir deutlich: Menschen, die sich einsetzen für das Leben und das Wohlergehen anderer, sind zuvor in ihrem eigenen Leben an diese Fragen herangeführt worden durch Vorbilder, durch Eltern, Freunde oder gute Gedanken. Besonders die biblische Botschaft von Jesus Christus prägt die Einstellung zum Leben und zu den Menschen, weil sie jeden Menschen unter den Schutz Gottes stellt.
Vielleicht brauchen wir öfter solche Denkanstöße wie die Sonderbriefmarke über Katja Ebstein, um uns zu besinnen und unsere Aufgaben im Zusammenleben zu erkennen und darüber auch das vielfältige Engagement der jungen und älteren Menschen um uns herum wahrzunehmen.

Artikel vom 15.10.2005