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»Streben nach Perfektion«

Erste IHK-Unternehmerreise: Innovationen bei Claas und »Somaform«

Marienfeld (jaf). Schnell noch einmal mit dem Taschentuch über die Schuhe, die letzten Grasreste weggeputzt, und dann ging es gestern vom Mähdrescherfahren auf der Claas-Teststrecke »Loermannshof« zur Marienfelder Firma »Somaform Sonnberger GmbH«. Nächstes Ziel der ersten IHK-Unternehmerreise im Kreis Gütersloh war die Steinhagener Firma »plasmatreat GmbH«.

Ob Mähdrescher, geschwungene Formholzteile oder innovative Oberflächen - alle drei Unternehmen haben eines gemeinsam: sie setzen auf Innovation. Grund genug für die dreizehn Vollversammlungsmitglieder der Industrie- und Handelskammer zu Bielefeld, diesen Firmen einen Besuch abzustatten. Innovation? Klar, dass am Donnerstagvormittag die erste Station Claas war. Geschäftsführer Dr. Hermann Garbers klärte die Delegation unter der Führung von IHK-Vizepräsident Dr. Markus Miele über die Innovationsstrategien des Landmaschinenherstellers auf. Davon konnten sich die regionalen Vollversammlungsmitglieder im Anschluss auf dem Hof Loermann beim Mähdrescherfahren selbst überzeugen.
»Mit so großen Maschinen wie bei Claas können wir zwar nicht aufwarten, aber in Sachen Innovation sind wir ebenfalls weit vorne«, erklärte der »Somaform«-Geschäftsführer Joachim Sonnberger (38) den Unternehmern, die nicht nur vom Äußeren der Firma beeindruckt waren, sondern auch von den schönen geschwungenen Möbelstücken, auf denen sie Platz nahmen. Der Neuentwicklung von Formen, das zeigte unter anderem auch das Design des Gebäudes, sind bei »Somaform« fast keine Grenzen gesetzt - sowohl bei Wohn-, Schlaf-, Bad- und Küchenmöbeln als auch im Bereich Hifi, Ladenbau und Caravan.
Eine schöne Hülle - ja. Aber was steckt dahinter? In Marienfeld wird beispielsweise seit 2002 mit einer Postforming-Anlage gearbeitet, die einzigartig in ganz Deutschland und besonders wichtig für die Caravan- und Wohnmobilbranche ist. Und hier hat »Somaform« mittlerweile Fuß gefasst. 13 Prozent des 6 Millionen Umsatzes deckte im Jahre 2004 alleine der Bereich Caravan ab. In diesem Jahr sollen es schon 25 Prozent sein, wie Joachim Sonnberger erklärte. Gleichzeitig erwartet der Chef von insgesamt 60 Mitarbeitern, der die Leitung der Firma 1986 im Alter von 19 Jahren von seinem Vater, dem Firmengründer Johann Sonnberger übernahm, für dieses Jahr eine Umsatzsteigerung von sieben bis neun Prozent.
Seine Kunden kommen aus ganz Deutschland, Europa und aus Übersee. »Wir streben ständig nach Perfektionierung«, sagte Innenarchitektin Sabine Sonnberger-Lohstroh, die Schwester des Geschäftsführers. Und daher hat »Somaform« gerade eine Ultra-Leicht-Fertigung zum Patent angemeldet. »Das ist die leichteste Front, die es auf dem Caravan-Markt gibt«, strahlte Sonnberger. 2007 möchte er damit in Serie gehen. Gleichzeitig hat das Marienfelder Unternehmen bereits die Fühler in Richtung Boots- und Jachtenbau ausgestreckt. »Wir haben Kontakte nach Süddeutschland und Rostock«, so Sabine Sonnberger-Lohstroh.
»Im nächsten Jahr werden wir eine Million Euro in eine weitere Spezial-Kantenbearbeitungsanlage investieren«, sagte Joachim Sonnberger und ging im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT auch auf seinen umstrittenen Brief ein, den er vor der Bundestagswahl an seine Mitarbeiter richtete (das WESTFALEN-BLATT berichtete am 21. September): »Mit den Mitarbeitern ist die Sache intern geklärt. Wir werden die Investition tätigen, und damit ist auch für mich das Thema erledigt«.
Bei einem Rundgang durch die Fertigung konnten sich die IHK-Vollversammlungsmitglieder selbst ein Bild von der Innovationskraft des Unternehmens machen. Und sie zeigten sich beeindruckt. »Der Kreis Gütersloh ist ein spannender, starker und abwechslungsreicher Wirtschaftsstandort«, unterstrich IHK-Vizepräsident Dr. Markus Miele. Angesichts der hohen Kosten am Standort Deutschland sei die internationale Wettbewerbsposition der heimischen Wirtschaft nur durch hohe Innovationsleistungen zu halten, ergänzte IHK-Geschäftsführer Dr. Christoph von der Heiden, um sich dann mit seinen Mannen auf den Weg nach Steinhagen zu machen.

Artikel vom 14.10.2005