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Experimentiert hat Rasper auch mit Fotopapierkästen, die er mit blauer Wellpappe ausgelegt und mit Fundstücken versehen hat. Dazu gehört diese skurrile Figur mit Fischgrätenkörper, Clownskopf und Pommes-piekser-Armen.

Ein kreativer
Entdecker

Friedrich Raspers neue Arbeiten

Von Ruth Matthes (Text)
und Jörn Hannemann (Fotos)
Herford (HK). Friedrich Raspers Kunst passt in keine Schublade. »Ich setze mir bewusst keine Grenzen und liebe das Experiment, das mir immer wieder Überraschungen beschert«, sagt der Objekt- und Bildkünstler. In diesen Tagen bereitet der Herforder gleich zwei Ausstellungen vor.

Sein Haus ist zurzeit ein einziges Atelier. Überall hat der 80-Jährige seine Arbeiten verteilt, um den besseren Überblick bei der Qual der Auswahl zu haben. Fest steht jedenfalls, dass er von Sonntag, 16. Oktober, bis zum 13. November im Kornspeicher auf dem Burgmannshof in Lübbecke am Marktplatz seine fantasie- und oft auch humorvollen Metall- und Holz-Objekte aus Fundstücken sowie kleinformatige experimentelle Graphik ausstellt. Mit ihm präsentieren Elke Spliethoff (Lemgo), Irena Kyeck (Lemgo), Christiane Koum Kingue (Herford), Daniel Kuhlmann (Bielefeld) und Hans Gerlhof (Minden) ihre Arbeiten unter dem Motto »Kontraste«. »Nach unserer erfolgreichen Gemeinschaftsausstellung auf Sylt versuchen wir nun im Lübbecker Kunstverein unser Glück«, sagt Rasper.
Bis zu seiner zweiten Ausstellung, die er im November gemeinsam mit der Holzbildhauerin Brigitta Kurze aus Porta Westfalica in der Spenger Werburg gestaltet, möchte der Künstler vor allem seine jüngsten Rostarbeiten noch weiter verfeinern. Schon früher hat er in seinen Collagen mit rostigen Metallen gearbeitet, doch nun hat er ein neues Verfahren entwickelt, das ihm ermöglicht, damit Bilder zu »malen«.
Er lässt zunächst ausgewählte Fundstücke, wie zum Beispiel Bremsscheiben, im Garten rosten und drückt die feuchten Teile dann mit Hilfe einer Eisenplatte und eines Gewichtes auf weiches, saugfähiges Papier. So ergeben sich Rostbilder mit interessanten Maserungen und Formen. Wie er sie weiter verarbeitet, weiß er noch nicht genau. Aber, wer Raspers andere Bildexperimente kennt, weiß, dass sich eine Fortsetzung finden wird.
Wie diese Rost-Arbeiten zeigen, ist für den ehemaligen Kunstlehrer das Entdecken geeigneter Fundstücke bereits der Beginn des künstlerischen Prozesses. Das Finden und Erfinden von Objekten ist seine Leidenschaft. So sind auch seine neuen Reliefobjekte Ergebnisse seiner ständigen Suche nach Material, das seine Kreativität herausfordert. Hier sind es vor allem Teile alter Fischerboote, aus denen er Gesichter geformt hat. So haben ihn die verbogenen Nägel einer Planke zu einem Konterfei mit merkwürdig schiefen Zähnen inspiriert.
Experimentiert hat Rasper auch mit Fotopapierkästen, die er mit blauer Wellpappe ausgelegt und mit Fundstücken »bebildert« hat. So ist zum Beispiel eine skurrile Figur mit Fischgrätenkörper, Clownskopf und Pommespiekser-Armen entstanden. Mit einem Augenzwinkern hat Rasper auch zwei Objekte geschaffen, die profane Plastik- und Metallteile zu filigranen Figuren verbinden. »Schnabelwesen« nennt er das lustig vorwärts schreitende Paar.
In gewaltigem Kontrast dazu stehen großformatige Holzobjekte wie sein »Herkules«, bestehend aus Holzteilen eines lippischen Fachwerkhauses, eines Bauernhofes und eines Telegrafenmastes.
Ob es sich nun um seine Objekte oder seine Bilder, die er mit Hilfe von Fotografie, Fotokopie, Zeichnung, Malerei und Collage erstellt, handelt - wichtig ist Rasper, dass seine Arbeiten nie wirklich fertig sind. Er ist immer auf der Suche nach einer noch besseren Idee für die Bearbeitung. »Ich bin kein reproduzierender Künstler. Was ich schaffe, müssen Dinge sein, die es noch nicht gibt«, sagt er. So sucht er auch immer nach neuen Verfahren. Wenn die Gefahr der Routine besteht, beginnt er schnell etwas Neues. Die Entdeckungsreise geht weiter.

Artikel vom 14.10.2005