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Maronen, Marmor und ein
tolles Mitternachtskonzert

Steinhagener erleben herzliche Aufnahme in Fivizzano

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). Oktobersonne taucht den Hügel in goldenes Licht. Arbeiter sind in den Weinbergen bei der Lese und Einheimische suchen die regional typischen Esskastanien auf -Êeinen auch vom Wetter her eindrucksvollen Tag hatte die Steinhagener Reisegruppe in Fivizzano dann doch noch.

Und ausgerechnet an dem Tag sorgte die Sonne für Toskana-Bilderbuch-Stimmung, als sich die 46 Steinhagenerinnen und Steinhagener auf den Weg zur Gedenkstätte San Terenzo machten, berichtet Petra Holländer im Gespräch mit dem WESTFALEN-BLATT (erster Teil des Reisebericht: WB vom 5. Oktober). Die Partnerschaftsbeauftragte kennt diesen Ort von früheren Besuchen. »Ich bin aber jedes Mal wieder neu tief berührt«, erzählt sie. Denn gerade dieser Kontrast aus herrlicher Landschaft und dem grauenvollen Geschehen dort im zweiten Weltkrieg gehen dem heutigen Besucher sehr nahe: Im August 1944 hatte die deutsche SS dort in San Terenzo nahezu 200 Zivilisten brutal ermordet.
Bürgermeister Klaus Besser legte an der Gedenkstätte ein Gesteck nieder und sprach einige Worte der respektvollen Erinnerung. Roberto Oligieri, Leiter der Gedenkstätte, brachte seine Freude zum Ausdruck, dass die Gruppe aus der deutschen Partnergemeinde auch diesen Ort in ihrem Programm hatte: »damit die Geschichte nicht vergessen wird«.
Dass trotz dieses düsteren Kapitels die Einheimischen Deutsche sehr freundlich aufnehmen können, zeigte die Bewirtung in San Terenzo im Anschluss. Wein, Wasser, Kuchen und herzhaftes Gepäck wurde für die Steinhagener Besucher aufgefahren. »Ein Bewohner spendierte sogar einen riesigen gebratenen Schinken«, berichtet Petra Holländer. »Diese ganze Herzlichkeit hat die Steinhagener sehr beeindruckt.«
Überhaupt das Essen. Die Steinhagener nutzten die Gelegenheit, auch einmal regionale Spezialitäten zu kosten, etwa die typischen Gerichte aus Esskastanien - als Pfannkuchen, als Beilage oder als Süßspeise. Von den Maronen war die arme Region um Fivizzano früher sogar abhängig, wie der Besuch im historischen Museum in Villafranca verdeutlichte. Dort im Museum war auch viel vom stark verwurzelten Aberglauben zu erfahren: vom bösen Blick etwa, von Flüchen und dem Versuch, sich davor zu schützen.
Ebenfalls typisch ländlich-italienisch erlebten die Steinhagener am letzten Tag ihrer Reise das Bergdorf Filetto mit seinem alten Schloss. Kaum ein Tourist verliert sich hierhin. Eine regelrechte Attraktion, die Marmorsteinbrüche von Carrara, konnten die Steinhagener wegen einer neuen Busverkehr-Sperre nur aus größerer Entfernung bewundern.
Der Abschiedsabend führte die Gruppe zu einem ganz besonderen Erlebnis. Der Coro Lunigiana - früher hieß er Montanara - gab für die Gäste ein beeindruckendes Konzert in der Dorfkirche. »Sie singen begnadet«, war nicht nur das Urteil von Petra Holländer. Und nach einem kurzen Empfang im Hotel der Gruppe in Equi Terme durch den Bürgermeister von Fivizzano, Loris Rossetti, ließ sich der Chor eine nun sehr beschwingte Zugabe nicht nehmen. Dabei bewiesen die Sänger auch ihr Show-Talent, fast bis Mitternacht.
Ein fröhliches »Ciao« aus Fivizzano und eine Reise, die die Teilnehmer sehr beeindruckt hatÉ

Artikel vom 14.10.2005