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»Nationalelf kann sich steigern«

WM 2006: Schlänger Fußballfans sehen deutsche Chancen realistisch

Von Joachim Burek (Text und Fotos)
Schlangen (SZ). Deutschland im Weltmeisterschafts-Fieber! Nach den begeisternden Spielen beim Confederations-Cup im vergangenen Sommer galt dieser Satz noch. Da schlug die Begeisterung um die junge Klinsmann-Truppe hohe Wellen. Doch die schlechten Leistungen in den jüngsten Spielen gegen die Slowakei und die Türkei haben den Erwartungen an die deutsche Mannschaft einen erheblichen Dämpfer versetzt.

Die SCHLÄNGER ZEITUNG hat sich nach dem mageren 1:0-Erfolg der Nationalmannschaft am Mittwochabend einmal im Ort umgehört, wie es um die Stimmung der Fußballfans bestellt ist. Fazit: Die Fans in Schlangen trauen der deutschen Mannschaft zwar eine Leistungssteigerung zu, aber dass es für den Weltmeistertitel bei der WM im eigenen Land reicht, wird stark bezweifelt.
»Wir wollen Weltmeister werden«: diese Parole von Bundestrainer Klinsmann ist ein Traum und träumen ist erlaubt. Allerdings schätze ich die Chancen der deutschen Mannschaft auf den Titelgewinn bei zehn Prozent ein, wie bei vielen anderen Teams auch. Für mich ist Brasilien eindeutiger Favorit«, stellt Martin Hanke, Apotheker aus Schlangen, fest. Das Spiel gegen China habe außerdem gezeigt, dass ein Spielgestalter wie Ballack der Mannschaft an allen Ecken und Enden gefehlt habe. »In guter Form kann er ein Spiel alleine entscheiden. Vielleicht hilft er uns bei der WM weiter«, so der 41-Jährige. Dennoch habe Klinsmanns junges Team Zukunft. Hanke: »Die Zeit der jungen Spieler kommt meiner Meinung nach bei der WM 2010.«
Steigerungsmöglichkeiten bei der deutschen Mannschaft sieht dagegen Joachim Burchart (68) aus Schlangen. »Der bisherige Leistungsstand der Nationalmannschaft reicht für die WM noch nicht aus. Aber die deutschen Teams haben sich in der Vergangenheit in den entscheidenden Turnieren stets steigern können. Wenn sich die Abwehr stabilisiert und der Trainer eine gesunde Mischung aus jungen Talenten und älteren Leistungsträgern, wie Ballack oder Deisler gefunden hat, kann es vielleicht etwas werden«, hofft der Leiter des Dorfmuseums.
Jonas Bischof, 15-jähriger Schüler aus Schlangen, sieht Parallelen zur WM 2002. »Damals war unser Team im Vorfeld auch schlecht und hat sich im Turnier dann stetig gesteigert und es bis zum Vizeweltmeister gebracht. Warum soll das dieses Mal nicht auch klappen?«, fragt er. »Allerdings wird es mit den zahlreichen jungen Spielern sicher schwieriger«, räumt der junge Fan ein.
Friedel Büschenfeld, Rentner aus Kohlstädt, ist der Meinung, dass Klinsmann, trotz der schwankenden Leistungen zuletzt, an dem Konzept, auf junge Leute zu bauen, festhalten sollte. »Auf dieser Arbeit sollte aufgebaut werden. Wenn dann noch Disziplin in die Truppe reinkommt, können wir es bestimmt bis zur Zwischenrunde schaffen«, sagt der 68-Jährige, dessen persönlicher Favorit für die WM Brasilien ist.
Skeptischer ist da Erika Vogt. Die Hausfrau aus Schlangen sieht nach den bisherigen Leistungen für Deutschland das WM-Aus schon in der Vorrunde kommen. »Dennoch ist es richtig, dass Klinsmann jungen Spielern eine Chance gibt. Er muss einfach in die Zukunft denken und ausprobieren«, sagt sie.
Tobias Becker, selbst aktiver Fußballer in der Reserve des SSV Oesterholz, hat sich noch kein abschließendes Urteil zum deutschen Team gebildet. »Das ist sehr schwierig, weil sich noch überhaupt keine Stammformation heraus kristallisiert hat. Bei den ständig wechselnden Aufstellungen fehlt die Harmonie, das hat man gegen China gesehen.« Dennoch ist Becker optimistisch und hofft, dass es die Deutschen erstmal bis in Halbfinale schaffen.

Artikel vom 14.10.2005