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Die häusliche Gewalt nimmt zu:
»Belladonna« hilft Betroffenen

Beratungsstelle des Sozialdienstes vor 15 Jahren gegründet

Kreis Paderborn (WV). 15 Jahre nach der Gründung des Beratungsdienstes Belladonna des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF) ist dessen Arbeit angesichts gestiegener Beratungs- und Klientenzahlen notwendiger denn je. 618mal suchten Menschen aus dem Kreis Paderborn im vergangenen Jahr den Kontakt der »Beratungsstelle für Frauen, Kinder und Jugendliche bei sexueller und häuslicher Gewalt«.
1990 erhielt der Sozialdienst katholischer Frauen vom Jugendamt der Stadt Paderborn die Kostenzusage für eine Personalstelle, die die Gründung von Belladonna möglich machte. Seitdem hat der Beratungsdienst das Angebot an Hilfestellung und Beratung ständig ausgedehnt. Neue Zielgruppen kamen hinzu, das Präventionsangebot wurde ausgebaut, Selbsthilfegruppen entstanden, seit fünf Jahren besteht ein Beratungsangebot für betroffene Jungen.
Immer mehr Menschen die Hilfe von Belladonna in Anspruch. Im vergangenen Jahr suchten 210 Klientinnen die Hilfe der Beratungstelle. Insgesamt kam es zu 631 Beratungskontakten.
Trotz der hohen Fallzahlen gehen die Belladonna-Mitarbeiterinnen von einer weiterhin hohen Dunkelziffer aus. Gerade sexueller Missbrauch sei tabuisiert, obwohl - oder gerade weil - er vor allem im häuslichen Nahbereich geschehe. Verwandte und Angehörige sind oft die Täter. Dieses Totschweigen macht die Betroffenen zum zweitenmal zum Opfer. Deshalb führt Belladonna in den Kindergärten des Kreises Paderborn das Präventions-Projekt »Ich sag«s Lissi« durch.
Kinder, Jugendliche und Frauen, die Gewalt und sexuellem Missbrauch ausgesetzt sind und waren, müssen in der aktuellen Krise so gestärkt werden, so das Ziel von »Belladonna«, dass sie Wege aus der Gewalt finden und die Erlebnisse verarbeiten können. Belladonna hilft zudem bei der Verdachtsklärung, plant mit den Opfern konkrete Handlungsschritte und stellt den Kontakt zu anderen Hilfsangeboten her.
Dringend notwendig ist die zeitnahe psychotherapeutische Behandlung. Dieses Angebot fehlte lange Zeit im Kreis Paderborn. Im vergangenen Jahr konnte Belladonna dank einiger großer Spenden einen Honorarvertrag mit einer Kinder- und Jugendpsychotherapeutin schließen. Auch die beiden hauptamtlichen Ansprechpartnerinnen bei Belladonna, die Sozialpädagogin Susanne Roesler und die Sozialarbeiterin Rita Schlottmann, haben eine familien- und traumatherapeutische Zusatzausbildung.

Artikel vom 14.10.2005