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Geflügelpest
zerrt an Nerven

Rassegeflügelschauen sind bedroht

Kreis Paderborn (bel/pic/hh). Der Ausbruch der auch für Menschen gefährlichen Vogelgrippe in Europa steigert die Nervosität unter 1906 Geflügelhaltern mit 1,3 Millionen Tieren im Kreis Paderborn. Von der Geflügelpest könnten auch geplante Rassegeflügelschauen betroffen sein. So ist die RGZV-Ostwestfalen-Schau in Salzkotten am 12. und 13. November gefährdet.

Im Kreis Paderborn besteht weiterhin Meldepflicht sämtlicher Geflügel beim Veterinäramt. Aus Furcht vor Zugvögeln dürfen keine Geflügeltiere im Freien gefüttert werden. Wildvögel könnten an Futterstellen im Freien direkten Kontakt zu heimischen Geflügel aufnehmen und so das Virus einschleppen.
Heimischen Geflügelzüchter ergreifen weitere Schutzmaßnahmen. Hans-Rudolf Ising lässt in Dahl wie etliche Berufskollegen keine fremde Personen mehr in seinen Putenstall. »Uns machen besonders illegale Transporte Sorgen«, meint der 30-jährige Putenmäster, der derzeit etwa 10000 Puten füttert. Bereits Federschmuck aus dem Türkei-Urlaub werde zur Gefahr.
Schon seit mehreren Wochen dürfen auch alle tausend Hühner in der Geflügelzucht Heinrich Heinrichsrüscher in Delbrück die Ställe nicht mehr verlassen. Bettina Heinrichsrüscher fürchtet sich vor Zugvögeln, die mit ihren Tieren in Kontakt treten könnten. Die Verbraucher hätten aber ihr Kaufverhalten noch nicht verändert: Hühnerfleisch bleibt offenbar auf der heimischen Speisekarte.
Dies bestätigte gestern auch Annette Engelns (43) in Hövelhof, deren Familienbetrieb seit 50 Jahren in der Geflügelschlachterei tätig ist. Die Kunden vertrauten lieber einem Familientrieb und äußerten zunehmend Vorsicht bei Geflügel aus dem Supermarkt. Bei Engelns werden jedes Jahr etwa 10 000 Hühner, Puten, Gänse oder Enten aus heimischen, bekannten Beständen geschlachtet.
Unruhe beschleicht die heimischen Rassegeflügelzuchtvereine, die in ihre Beständen kostbare Tiere hegen und pflegen. Im RGZV-Ortsverein Buke (55 Mitglieder) ist in allen Versammlungen die Geflügelpest Thema Nummer eins, berichtete gestern Vorsitzender Josef Niewels (65): »Das ist für uns schon sehr belastend«. Kreisweit wurden vier RGZV-Schauen für den Winter angemeldet, darunter auch die Ostwestfalen-Schau in Salzkotten, in der 40 Züchter im November in der Stadthalle etwa 700 Tiere ausstellen wollen. Das Kreisveterinäramt behält sich eine Absage vor. Derzeit gibt es im Kreis Paderborn insgesamt sieben Rassegelfügelzuchtvereine, deren 330 Mitglieder mit insgesamt knapp 50 aktiven Züchtern etwa acht Schauen im Jahr veranstalten.
Die Autobahnpolizei verzichtet derzeit noch auf besondere »Geflügelpest-Kontrollen« auf den heimischen Autobahnen 33 und 44.
Keine Alarmstimmung, aber erhöhte Aufmerksamkeit herrscht bei den Zollbeamten am Regionalflughafen Paderborn/Lippstadt. »Wir warten zwar auf weitere Informationen aus dem Verbraucherministerium, haben aber bereits die Kontrollen bei Reisenden aus der Türkei verstärkt«, erklärte gestern Nachmittag Eugen Bresemann von der zuständigen Oberfinanzdirektion Köln. Man beschränke sich jedoch zunächst noch auf Stichproben und verteile Hinweisblätter an die Passagiere, dass keine Geflügelprodukte aus der Türkei eingeführt werden dürfen.(Politik)

Artikel vom 14.10.2005