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Mit Praktikum
Einstieg finden

In OWL 1280 Lehrstellen weniger

Von Dietmar Kemper
Bielefeld (WB). 1840 Jugendliche haben in Ostwestfalen-Lippe noch keine Lehrstelle. »Der Druck am Ausbildungsmarkt bleibt erhalten und wird sogar noch steigen«, sagte gestern der stellvertretende Leiter der Bielefelder Agentur für Arbeit, Armin Barthel.
Swen Binner: wenig Lehrstellen im Textilgewerbe.

Die Lehrstellenvermittler schöben aus den Vorjahren eine »große Bugwelle von Altbewerbern« vor sich her, beklagte Barthel. Schlüsselt man die Region nach Arbeitsamtsbezirken auf, ergibt sich folgendes Bild: Am 30. September suchten in Bielefeld und im Kreis Gütersloh 789 Menschen eine Lehrstelle, in den Kreisen Herford und Minden-Lübbecke 538 Personen, in den Kreisen Paderborn und Höxter 443 sowie in Lippe 70 Jugendliche.
Den Arbeitsagenturen wurden im Berichtsjahr 11 218 Lehrstellen gemeldet, 1280 weniger als zuvor. Auch die Handwerkskammer Ostwestfalen-Lippe zu Bielefeld verzeichnet bei den Berufsausbildungsverträgen einen Rückgang von 3,8 Prozent auf 4022. Das ist weit vom glänzenden Vorjahresergebnis von plus 6,7 Prozent entfernt. Bis Ende 2005 seien noch ungefähr 800 Verträge zu erwarten, glaubt der Geschäftsführer Berufliche Bildung bei der Handwerkskammer, Elmar M. Barella. Allerdings ließen die anhaltend flaue Wirtschaftslage und das »schwache Leistungsprofil vieler Lehrstellenbewerber« keine wirkliche Entspannung erwarten.
Zudem zeichne sich der Trend »EQJ statt Lehre ab«. Statt eines echten Ausbildungsplatzes böten immer mehr Betriebe zunächst nur die Einstiegsqualifizierung für Jugendliche (EQJ) an. Dabei handelt es sich um vom Bund finanziell unterstützte Praktika, die sich eng an der Ausbildungsordnung der Berufe orientieren und für die die Jugendlichen eine Vergütung von 192 Euro erhalten.
Von Januar bis Oktober seien 142 EQJ-Verträge geschlossen worden, berichtete Barella. Diese Praktika böten eine »Chance, in eine Lehrstelle hineinzuwachsen«. Bislang hätten 26,4 Prozent der EQJ-Verträge anschließend zu einem Ausbildungsplatz geführt. Barella kritisierte das Berufswahlverhalten: Dem Ansturm auf Lehrstellen im Kfz-Gewerbe stünden offene Stellen in Bäckereien gegenüber.
Bei der Industrie- und Handelskammer Ostwestfalen zu Bielefeld wurden 1,5 Prozent weniger Berufsausbildungsverträge registriert als im selben Zeitraum des Vorjahres. Die Zahl der Lehrstellen im Textilgewerbe sei drastisch gesunken, berichtete Swen Binner von der IHK. Mit Hilfe der Handwerkskammer werde es möglich sein, weitere 600 EQJ-Plätze in der Region zu schaffen.

Artikel vom 13.10.2005