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Polizisten stellen den
Solling-Mord nach

Video soll Unschuld des Angeklagten beweisen

Von Ingo Schmitz
Brakel/Göttingen (WB). Die Verteidigung im Prozess um den Mord im Solling lässt nichts unversucht, die Unschuld des Angeklagten zu beweisen. So wurde jetzt auf Antrag von Dr. Holger Rostek der Tag, an dem Burkhard P. ermordet wurde, aus Sicht des mutmaßlichen Todesschützen rekonstruiert.

Der Angeklagte Dirk M., zwölf Polizeibeamte in vier Fahrzeugen sowie zwei Videokameras waren nötig, um das technisch aufwendige Doppel-Video anzufertigen. Die Aufzeichnung (einmal aus der Sicht des Angeklagten und einmal aus einer Außenperspektive) soll nach Angaben von Verteidiger Dr. Holger Rostek beweisen, dass die Angaben seines Mandanten zum Tatgeschehen mit den realen zeitlichen Abläufen übereinstimmen.
Die Beamten folgten also den Anweisungen des Heizungsbauers und starteten mit laufenden Kameras am Haus des Angeklagten in Holzminden. Von dort aus ging es zum Haus des beschuldigten Stahlbauschlossers, der laut Dirk M. den Mord begangen haben soll. Danach fuhr die Kolonne weiter über Höxter nach Brakel zum Haus des Opfers.
Wie der Angeklagte es beschrieben hatte, folgten die Fahrzeuge dann dem imaginären Lastwagen des Opfers bis in den Wald im Solling. Dort gab der Leiter der Mordkommission zwei Schüsse in den Boden ab, um dann zum Auto zurück zu kehren. Schließlich wurde mit enormen Tempo die Flucht vom Tatort nachgestellt.
Der Leiter der Mordkommission bestätigte jetzt vor Gericht, dass die Angaben des Heizungsbauers bis auf kleinere Ungereimtheiten stimmen könnten. In einem Punkt wird jedoch wohl noch mal ein Zeuge gehört werden müssen. Der Angeklagte behauptet, kurz nach dem Verlassen des Tatorts in Dassel telefoniert zu haben. Das kann, so die bisherigen schriftlichen Angaben des Mobilfunkbetreibers, aber nicht stimmen. Zu diesem Punkt wird noch eine Aussage vor Gericht erwartet.
Außerdem wird noch ein Zeuge gesucht, der möglicherweise in Brakel beobachtet haben könnte, ob in dem Transporter des Angeklagten am Tatmorgen eine oder zwei Personen gesessen haben.
Die Polizei bekam zudem einen erneuten Auftrag in Sachen Spurensuche. Die Ermittler müssen sich nun den Transporter des Heizungsbauers -Êeineinhalb Jahre nach der Tat -Êerneut vornehmen. Der Beifahrersitz soll gezielt nach Spuren untersucht werden, die zu dem beschuldigten Stahlbauschlosser passen könnten.

Artikel vom 14.10.2005