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Der »Anwalt« der Familien

Kolpingsfamilie Harsewinkel bietet Programm für Jung und Alt an

Von Judith Frerick
Harsewinkel (WB). Wo Kolpingsfamilie draufsteht, ist auch viel Familie drin. Grund genug für das WESTFALEN-BLATT, im Rahmen der Serie »Baby-Boom auf dem Land« mit dem Vorsitzenden der Harsewinkeler Kolpingsfamilie, Christoph Dreyer, über die zahlreichen Angebote für Familien und die Zukunftsaufgaben zu sprechen.

Als »Anwalt für die Familie« sieht sich die hiesige Kolpingsfamilie. »Wir sehen die Familie als Grundbaustein der Gesellschaft an«, sagt Christoph Dreyer und blättert in dem Leitbild des Kolpingsbildungswerks. Und als dreifacher Familienvater weiß er nicht nur theoretisch, wovon er spricht. Der Vorsitzende steht voll und ganz hinter diesen Leitlinien und versucht diese sowohl in seiner Familie als auch in der Generationen übergreifenden Kolping-Gemeinschaft zu leben. »Ja, für die Familien haben wir in den vergangenen fünf Jahren einiges auf den Weg gebracht«, betont der Vorsitzende.
Das Familienprogramm zum Beispiel: Das Motto ändert sich dabei von Jahr zu Jahr, das Konzept bleibt aber immer gleich: Zusammen mit der ganzen Familie können Mitglieder und Nicht-Mitglieder gemeinsam etwas unternehmen. Oft stehen Firmenbesichtigungen auf dem Programm. »Dabei ist uns die Gemeinschaft sehr wichtig«, so Christoph Dreyer, der auch schon die Früchte dieser Arbeit ernten konnte: Durch das Familienprogramm konnte die Kolpingsfamilie 30 Mitglieder hinzugewinnen und damit den Stand von 310 halten. »Das ist ein gutes Ergebnis, allerdings stagnieren diese Zahlen leider in diesem Jahr«, sieht der Kolping-Vorsitzende die Gründe dafür im großen Vereinsangebot in Harsewinkel. »Viele Gruppen und Verbände bieten nach unserem Vorbild jetzt auch Familienaktionen an. Und Kolping ist eben nicht so einfach zu vermitteln wie beispielsweise Fußball«, schätzt der Familienvater die Lage realistisch ein.
Somit steckt die Kolpingsfamilie ebenso wie alle anderen Gemeinschaften in ganz Deutschland in einem Dilemma: Das Durchschnittsalter der Mitglieder liegt bei 43 Jahren. »Und es ist sehr schwierig, junge Menschen für die Kolpingsfamilie zu begeistern. Da hilft uns auch der Baby-Boom in Harsewinkel nicht weiter«, weiß der Harsewinkeler, der einschränkt: »Vielleicht haben wir die Zeichen der Zeit auch zu spät erkannt. Möglicherweise hätten wir den Fokus schon viel eher auf die Familien richten müssen. Denn ursprünglich hat die Kolpingsfamilie Handwerkern eine Heimat gegeben. Daher ist die Gemeinschaft auch immer noch eher eine Männerdomäne«.
Christoph Dreyer sieht aber noch ein weiteres tiefgreifendes gesellschaftliches Problem: »Verantwortlich leben, solidarisch handeln - das ist unser Slogan, aber leider leben immer weniger Menschen danach. Das ist ein gesellschaftliches Problem, das heutzutage ja mit der Super-Nanny gelöst werden soll. Was sich da abzeichnet, ist traurig, aber eben auch schwer zu koordinieren.«
Dennoch stecken die Mitglieder der 78 Jahre alten Kolpingsfamilie den Kopf nicht in den Sand. Die bestehenden Angebote für Familien und Senioren laufen sehr gut. »Das Vater-Kind-Zelten ist jedes Jahr ein Renner«, freut sich der Kolping-Vorsitzende über den großen Zuspruch. Dennoch bleibt die Frage, was die Kolpingsfamilie in Zukunft tun kann, um nicht langfristig »auszusterben« und um Nachwuchs an sich zu binden. »Da sind wir dran, obwohl es eine sehr schwierige Aufgabe ist. Fest steht, dass wir uns verstärkt um die Familien kümmern müssen. Denn das ist unsere Zukunft«, so Christoph Dreyer, der auch das große Engagement und die exzellente Nachwuchsarbeit des Kolpingorchesters hervorhebt.
In Sachen Familie bleibt man am Ball: Im Rahmen des Familien-Programms »Aus Alt mach Neu« wird am kommenden Samstag, 22. Oktober, die Glas-Recycling-Firma Reiling in Marienfeld besucht. Treff ist um 10 Uhr an der St. Lucia-Kirche. Außerdem können die Familien am 22. Januar die Wanderstiefel für einen Winterspaziergang schnüren. Denn: Wo Kolpingsfamilie draufsteht, ist halt auch viel Familie drin.

Artikel vom 15.10.2005