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Probefahrt im neuen Dress

Serie: Warburger Radsportler in der Supercup-Premieren-Saison (letzte Folge)

Von Sylvia Rasche
Warburg (WB). Kein Platz auf dem Podest. Keine Küsschen von gut aussehenden Damen. Der Supercup gilt zwar in Radsportkreisen als die Champions League des Breitensports, ist aber eben doch keine Tour de France. So gab es für die drei Serienfahrer des RSV Warburg die begehrten Supercup-Trikots auch schlicht und einfach in einem Postpaket des Bundes Deutscher Radfahrer.

Einen hohen ideellen Wert haben die käuflich nicht zu erwerbenden Trikots für Dr. Stephan Bambach, Roland Wulfhorst und Werner Balluff dennoch. Sie wissen, dass sie dafür mehr als 1160 Kilometer und gut 12000 Höhenmeter in fünf Etappen durch ganz Deutschland gefahren sind. Mal bei nasskalten fünf Grad auf der Wasserkuppe und mal bei knapp 40 Grad in den Weinbergen der Mosel. Die erste Probefahrt im neuen Dress liegt auch schon hinter ihnen. »Ich bin auf meiner Trainingsrunde auch tatsächlich gleich von einem anderen Fahrer, den ich zufällig unterwegs getroffen habe, auf das Trikot angesprochen worden«, berichtet Dr. Stephan Bambach. Auch wenn mittlerweile einige ältere Supercup-Trikots schon im Internet-Auktionshaus Ebay gesichtet worden sein sollen, hat der ganz überwiegende Teil der Supercup-Trikot-Träger die schwersten Marathon-Veranstaltungen in Deutschland auch tatsächlich bewältigt.
Für das Trio des RSV Warburg hat es sich im Rückblick ausgezahlt, nicht alles auf eine Karte gesetzt und auf die Schluss-Etappe im Schwarzwald gewartet zu haben. Fünf der sieben deutschlandweiten Marathon-Veranstaltungen müssen die Serienfahrer absolvieren. Werner Balluff war sogar der erste Fahrer in ganz Deutschland, der die fünf Etappen erfolgreich hinter sich gebracht hat. Als sich im Juli an der Warburger Schützenhalle knapp 500 Fahrer früh um 6 Uhr am Start der fünften Etappe versammelten, hatte er diese längst hinter sich. Da der veranstaltende RSV Warburg auf kein helfendes Mitglied für die größte Sportveranstaltung des Jahres im gesamten Kreis Höxter verzichten konnte, fuhren die RSV-Marathonis die Strecke bereits vorher ab und kassierten dafür ihre Serienpunkte.
Roland Wulfhorst und Dr. Stephan Bambach fuhren ihre fünfte Etappe im hohen Norden Deutschlands in Rendsburg (wir berichteten). An der Schluss-Veranstaltung wollten aber zumindest Dr. Bambach und Werner Balluff teilnehmen. Knieprobleme des Mediziners durchkreuzten die Pläne schließlich, so dass die Abschlussveranstaltung der Supercup-Serie erstmals seit Jahren ohne Warburger Beteiligung über die Bühne ging. »Wenn ich den fünften Marathon noch nicht gefahren wäre, hätte ich mich im Schwarzwald durchgebissen«, meint Dr. Stephan Bambach. So aber nutzte er die Möglichkeit, sich komplett auszukurieren.
Nach der langen Saison stehen jetzt die letzten kleinen Trainingsrunden auf dem Programm, bevor die RSV-Radler wieder komplett auf ihr Winterprogramm umsteigen. »Ab und zu fahre ich jetzt schon auf der Rolle. Das Wetter ist zwar noch richtig schön. Da es schon früh dunkel wird, kann es aber nur am Wochenende nutzen«, erzählt Roland Wulfhorst. Der Warburger hat in seiner Supercup-Premieren-Saison mit gut 6500 Jahreskilometern einen persönlichen Rekord aufgestellt. »Das liegt am Verein. Wenn man sich mit anderen verabredet hat, fährt man auch bei schlechtem Wetter.«
Für Dr. Stephan Bambach bedeutet das Wintertraining vorwiegend den Tausch des Rennrades gegen die Joggingschuhe. Werner Balluff tauscht ebenfalls das Sportgerät - er steigt in den Wintermonaten auf das Mountainbike um. Für alle drei RSV-Fahrer war es die erste Supercup-Serie. »Es war manchmal hart, aber insgesamt eine tolle Erfahrung«, spricht Werner Balluff auch für seine beiden Vereinskollegen. 2006 wollen sie wieder dabei sein - und gehören dann zu den Fahrern, die schon bei der Auftaktveranstaltung im hessischen Freiensteinau ihr hart erarbeitetes Trikot zur Schau stellen können - auch ohne Podestplatz und Küsschen.

Artikel vom 21.10.2005