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»80 Johr - is dat wohr?«

Pfarrer i. R. Alois Hermwille feiert runden Geburtstag


Verl (köh). Die Wurzeln tief im Heimatboden, das Herz bei den Menschen und den Geist weit geöffnet für die göttliche Botschaft: So kennen und lieben die Verler Pastor Alois Hermwille, der auf ein langes wirkungsreiches Leben zurückblicken kann. Heute wird der Geistliche, der es immer verstand, die Sprache des Glaubens mit der heimatlichen Mundart zu verbinden, 80 Jahre alt. Dass er dieses Alter erreicht hat, kann er gar nicht so richtig fassen: »80 Johr - ik froge mi: Is dat wohr?« Die Zeit sei wie im Fluge vergangen, meint er im Rückblick.
Der Lebensweg des gebürtigen Senders begann auf dem »Stauten-Hof« als jüngstes von sieben Kindern. Nach dem Erbrecht stand ihm eigentlich die Übernahme des Hofes zu, doch ein Leben als Landwirt war nicht für ihn bestimmt. Das wusste er spätestens seit seiner Zeit als britischer Gefangener, als ein lange vergessener Kindheitstraum wieder wach wurde, den einst der Vikar Schmale geweckt hatte: der Priesterberuf. Damit entschloss er sich zunächst für einen langen harten Weg, denn der junge Mann aus Sende hatte lediglich den Volksschulabschluss in der Tasche und war zur Berufs- und zur Landwirtschaftsschule gegangen, bevor ihn der Einberufungsbescheid erreicht hatte.
Mit 23 Jahren begann Hermwille am Clementinum in Bad Driburg mit dem zweiten Bildungsweg und machte drei Jahre später das Abitur. Dann studierte er in Paderborn und München Theologie und wurde 1957 in Paderborn von Weihbischof Lorenz Jaeger zum Priester geweiht. Er war am Ziel, und das war erst der Anfang. Pfarreien in Borgholz-Natingen, Lübbecke, Soest und Arnsberg lagen auf seinem Berufsweg als Seelsorger. Vor allem die Pius-Gemeinde in Arnsberg hat sein Leben stark geprägt. Dort wirkte Alois Hermwille 20 Jahre lang als Pfarrer, bevor er mit 65 Jahren wieder näher an die Heimat heranrückte: Er wechselte in die Krankenhausseelsorge im »Klösterchen« (Franziskus Hospital in Bielefeld).
Die Entscheidung für das Priesteramt hat er nie bereut: »Für mich war das genau der richtige Beruf.« Und er hat ihn auch im Ruhestand nicht aufgegeben: Noch heute wirkt Alois Hermwille im Pastoralverbund Verl mit und nimmt sich viel Zeit für die Seelsorge. Und er widmet sich mit Leidenschaft in Gottesdiensten und Kursen einer alten Liebe: dem Plattdeutschen, das ihn immer mit seiner Herkunft verbunden hat.

Artikel vom 12.10.2005