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Der »Schubs«
in den Beruf

Ausbildungs-Serie (2): Fallmanager

Von Friederike Niemeyer
Steinhagen (WB). »Für manchen arbeitslosen Jugendlichen es schon ein Erfolg, wenn er an einer Drei-Monats-Maßnahme teilnehmen kann«, berichtet Eckhard Lohmann, Fallmanager in Steinhagen. Schulabgänger ohne Abschluss und mit schlechten Aussichten auf eine Lehrstelle - auch das gehört zum Thema Ausbilung in Steinhagen.

49 junge Leute zwischen 18 und 25 Jahren betreuen Eckhard Lohmann und sein Kollege Stefan Hellweg für die GTaktiv GmbH als Fallmanager in der Gemeinde derzeit. Hatten es die Fallmanager vor Hartz IV mit sämtlichen Schulabgängern ohne Arbeit zu tun, so sind jetzt die jungen Empfänger von Arbeitslosengeld II (ALG II) ihre Kunden.
Beim ersten Gespräch mit den jungen Arbeitslosen wollen Lohmann und Hellweg herausfinden, warum keine Ausbildung gefunden oder durchgehalten wird und wo der Schuh am meisten drückt. »Häufig sind schon massiv Schulden aufgelaufen, eine Kinderbetreuung ist nötig, und dann fehlt meist ein Schulabschluss«, berichtet Eckhard Lohmann. Viele der Älteren haben resigniert und hängen seit Jahren zu Hause herum.
In einer Einwilligungsvereinbarung mit den Betroffenen werden die Leistungen und Pflichten für die nächsten sechs Monate festgehalten. Gleichzeitig machen ihnen die die Fallmanager auch Stellenangebote und weisen einen Weg durch den Förder-Dschungel: von Sprachkursen und Praktika über das Berufsausbildungsjahr oder berufspraktische Integration bis zu finanzieller Unterstützung, etwa um den Führerschein zu machen. »Wir haben in diesem Jahr eine Pauschale von 2000 Euro für jeden, die wir flexibel einsetzen können«, erläutert Stefan Hellweg. Oft reicht ein Anschub aus, um den Weg ins Berufsleben zu ebnen und eine »Karriere in der Stütze« zu vermeiden. Andere werden über gemeinnützige Arbeit wieder an ein regelmäßiges Leben herangeführt. »Das Grundproblem ist aber, dass nicht genügend Arbeitsplätze da sind«, meint Lohmann gerade mit Blick auf Jugendliche ohne Abschluss.
Bürgermeister Klaus Besser kennt die besonderen Probleme der Schulabgänger ohne Lehrstelle. »Wir müssen eine passgenauere Vermittlung hinbekommen«, sagt er und verweist auf Aktivitäten wie den »Girl's Day« oder den Berufsparcours, die Jugendliche zu einer geeigneten Berufswahl motivieren wollen. Der »Übergangs-Coach« ist zudem jetzt Ansprechpartner für die Schüler.
Auf der anderen Seite müssen auch bei den Betrieben Ausbildungshemmnisse überwunden werden. Ein Stichwort ist die Verbundausbildung. »Viele Firmen, die zu klein oder zu spezialisiert sind, um auszubilden, werden dabei zusammengeführt«, erläutert Besser. Die FARE gGmbH, bei der die Auszubildenden angestellt sind, soll diesen Verbund kreisweit koordinieren. Die Betriebe haben dadurch eine Zusatzkraft ohne eigenes Risiko. Die Kommunen bezuschussen mit 150 Euro pro Monat und Lehrling. Ähnlich funktioniert das Ausbildungsnetzwerk BANG, ein Zusammenschluss von Metallbetrieben.

Artikel vom 15.10.2005