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Der Lehrer für 
die Reisekinder

Schausteller-Nachwuchs wird gefördert

Kreis Herford (bex). In der Kirmes-Saison sind sie jede Woche in einer anderen Schule, lernen neue Lehrer und Mitschüler kennen, werden mit unterschiedlichen Lehrinhalten konfrontiert: Schaustellerkinder haben es in der Schule schwer. Deshalb hat die Bezirksregierung in Detmold als letzte in NRW jetzt fünf »Bereichslehrkräfte für reisende Kinder« eingestellt. Ulrich Wassmann ist der Schaustellerlehrer für den Kreis Herford.
Ulrich Wassmann ist »Bereichslehrkraft für reisende Kinder«.

Der für diese Aufgabe mit einer halben Stelle frei gestellte Hauptschullehrer aus Steinhagen ist seit Beginn des Schuljahres mit der schulischen Förderung der Schaustellerkinder betraut. 250 von ihnen gibt es in der Region. »Zurzeit gehe ich erst einmal ÝKlinkenputzenÜ an den Schulen, um mich als Ansprechpartner bekannt zu machen«, erklärt Wassmann, der sich anlässlich der City-Kirmes-Eröffnung den Schaustellern vorstellte. Aber auch Nachhilfe hat er bereits gegeben, und im Bedarfsfall müsste er auch unterrichten.
Im Mittelpunkt steht allerdings nicht seine Kompetenz als Wissensvermittler. »Als Bereichslehrkraft bin ich ein Koordinator.« Wassmann steht in ständigem Kontakt mit den Familien, berät Schüler und Eltern und tauscht sich mit den Schulen über die individuell abgestimmte Förderung jedes Kindes aus. Dabei wird zwischen Stamm- und Stützpunktschule unterschieden. Erstgenannte ist die Schule am Hauptwohnsitz oder Winterstandort. Der Klassenlehrer stellt Lernmaterial für die Reisesaison zusammen und schreibt das Zeugnis. Dafür braucht er wiederum die Berichte der Stützpunktschulen, also die Schulen, die während der Reisen besucht werden.
Das Konzept beinhaltet, dass die Schaustellerkinder nur bedingt am normalen Unterricht teilnehmen. Sie sollen stattdessen mit Hilfe der Lehrer an ihren individuellen Lehrplänen arbeiten. »Es reicht einfach nicht mehr, die Kinder alle paar Tage in eine neue Klasse zu setzen und zu sagen ÝSo, nun hör' Dir das mal anÜ.«
Auch bei der Bewertung bedürfe es besonderer Maßstäbe: »Hier stehen weniger die Defizite als vielmehr die Stärken und Lernzuwächse im Vordergrund.« Entsprechend umfangreich falle das Zeugnis aus.

Artikel vom 11.10.2005