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Stück Schlesien auf den Tisch gebracht

Hubert Kietsch übernahm vor 50 Jahren Fleischerei - Familienbetrieb feiert dreifach Jubiläum

Von Annemarie Bluhm-Weinhold
Steinhagen (WB). Er hat die westfälische Zunge an die schlesische Kost gewöhnt und Wellfleisch, Krakauer und die Weiße Bratwurst, die es als besondere Delikatesse nur wenige Wochen im Winter gibt, vom Riesengebirge an den Teuto exportiert: Hubert Kietsch senior. 1955 übernahm der Fleischermeister den alteingesessenen Betrieb der Familie Holste an der Bahnhofstraße.

50 Jahre Kietsch in Steinhagen - ein Jubiläum, das die Familie mit den Kunden am jetzigen Stammsitz Eichof feiern möchte. Und so gibt es in diesen Tagen nicht nur diverse Angebote, sondern am Freitag und Samstag, 14. und 15. Oktober, auch Aktionen und Überraschungen im Geschäft sowie Hüpfburg, Geschicklichkeitsspiele und das Glücksrad für die Kinder.
Doch zurück in die 50-er Jahre und zu dem jungen Fleischermeister, den Kriegswirren und Vertreibung aus seinem schlesischen Heimatort Tannhausen über Sachsen, das Sauerland und das Münsterland nach Steinhagen gebracht hatten. Bei Heinrich Holste fand er Anstellung, und als dieser schwer erkrankte, fand er in Hubert Kietsch einen guten Nachfolger. Gemeinsam mit Ehefrau Käthe führte dieser den Betrieb weiter, gründete 1958 sogar eine Filiale an der Brake in Obersteinhagen (bis 1986) - und baute schließlich 1964 am Eickhof, dem heutigen Firmensitz, ein Wohn- und Geschäftshaus neu. 1965 war die Eröffnung - vor 40 Jahren also. Und nimmt man Umbau und Erweiterung des Betriebs um Partyservice und Heiße Theke im Jahr 1995 dazu, so sind es eigentlich drei Jubiläen, die die Kietschs zu feiern haben.
Seit 1978 ist der »Junior« nach bestandener Meisterprüfung mit im Geschäft. Lange Jahre führte er zusammen mit dem Vater, der 1998 mit nur 68 Jahren verstarb, das Unternehmen, seit 1995 leitet er es gemeinsam mit Ehefrau Christine, die 1982 in den zur GmbH umgewandelten Betrieb eintrat.
Nicht nur an der Bahnhofstraße, an der Brake und am Eickhof, sondern auch Am Markt war die Fleischerei Kietsch mit einem Geschäft präsent. Von 1986 bis 1995 führte die Familie die frühere Fleischerei Cronsholl weiter. »Bis die Lage im Dorf immer schwieriger wurde. Da haben wir lieber unseren Firmensitz ausgebaut«, erklärt Hubert Kietsch.
Hochmoderne und computergesteuerte Öfen und Dampfgarer einserseits, traditionelle Verfahren etwa beim Räuchern andererseits machen die Produktion in dem Handwerksbetrieb aus.
Aber es ist nicht nur die Zubereitung, die Kietschs Fleisch- und Wurstwaren in den Augen verschiedener Prüfinstitute wie DLG und CMA preisverdächtig machen. Zudem setzt Fleischermeister Kietsch auf extrem kurze Wege: So kauft er etwa Schweine ausschließlich auf dem Hof von Klaus Reckmeyer in Brockhagen, und auch die Rinder stammen von Höfen aus der näheren Umgebung und werden in Borgholzhausen bei Brinkmann geschlachtet. »Qualität und persönlicher Einsatz lohnen sich. So hat man auch gute Resonanz«, sagt der Meister.

Artikel vom 11.10.2005