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Bei Anruf droht
»Abzocke«

Dubiose Gewinnzusage am Telefon

Herford (pjs). Bei Anruf Abzocke: Mit undurchsichtigen Gewinnversprechen versuchen offenbar auch im Kreis Herford wieder unbekannte Anrufer und Briefeschreiber, Bürgerinnen und Bürgern Geld aus dem Portemonnaie zu ziehen. »Legen Sie nicht auf, Sie können 3 000 Euro gewinnen«, versprach beispielsweise eine freundliche Dame, die in der vergangenen Woche abends bei Leo Schechinger anrief.

»1000 Euro seien mir auf jeden Fall sicher, wenn ich eine bestimmte Telefonnummer anwähle«, schilderte der Rentner aus Herringhausen den Fall. »Der Gewinn könne mit etwas Glück aber auch höher ausfallen.« Zum Glück schöpfte der 73-Jährige Verdacht - schließlich handelte es sich bei der vermeintlichen »Gewinner-Hotline« um eine schnöde 0190-er Nummer, für die 1,98 Euro pro Minute fällig gewesen wären. »Ich habe das Gespräch dann beendet«, schildert Schechinger. Er will mit diesem Hinweis andere warnen, auf die Aufforderung der Anruferin hereinzufallen: »Die Frau hat mit großer Überzeugungskraft gesprochen, und mir tun die Leute leid, die sich davon verleiten lassen, anzurufen und nur Geld dabei verlieren.«
Bei der Polizei in Bielefeld und Gütersloh waren in der vergangenen Woche mehrere Anzeigen eingegangen, nachdem Betroffene am Telefon über eine 0190-Nummer »abgezockt« worden waren. Die »CTG-Fundstelle« aus Aachen hatte verschiedenen Personen geschrieben, dass ihr Portemonnaie mit Personalpapieren und 6 700 Euro wiedergefunden worden sei und zum Abholen bereit liege. Nachfragen würden unter der Telefonnummer »0190/É« beantwortet (das HK berichtete). Die Polizei geht hier von einer neuen Betrugsmasche aus.
Einen obskuren »Geschäftsvorschlag« eines Absenders aus den Niederlanden fand Hanni Gaede aus Herford im Briefkasten: Darin bittet ein James Agina, angeblich Diplom-Kaufmann und Supervisor bei der Rand Merchant Bank Ltd. in Johannesburg, um absolute Vertraulichkeit. In kaum verständlichem Deutsch - offenbar war der Brief mit einem schlechten Computerübersetzungsprogramm bearbeitet worden - schildert »Mr. Agina« den Fall eines angeblichen Öl-Händlers und Unternehmers namens Peter Gaede: Der sei bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen, habe ein Bankguthaben von 8,5 Mio. Dollar hinterlassen. Um die Freigabe des Geldes zu erreichen, benötige Mr. Agina nun die Mithilfe der Herforderin.
»Ich kenne gar keinen Peter Gaede und habe das Schreiben natürlich nicht beantwortet«, betont Hanni Gaede. Stattdessen informierte die 80-Jährige das HERFORDER KREISBLATT über den dubiosen Brief, der in Amsterdam abgestempelt wurde. Sie will damit weitere Adressaten vor Schaden bewahren.
Verstärkte Aktivitäten von Telefon- oder Briefabzockern sind bei der Kreispolizeibehörde zurzeit zwar nicht bekannt. Dennoch rät Pressesprecher Detlef Albers: »Wichtig ist, immer kritisch zu hinterfragen, wer sich tatsächlich hinter dem Anrufer oder Briefeschreiber verbirgt.« In Zweifelsfällen sollten sich Betroffene an das Kommissariat »Vorbeugung« in der Elverdisser Straße wenden.

Artikel vom 11.10.2005