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»Alter Beruf« bietet gute Perspektive

Peckeloher Sattlermeisterin Elke Neumann bildet aus -Ê Aufgabenbereich sehr vielfältigÊ

Von Martin Hollmann
Versmold-Peckeloh (WB). Mit der sicheren und bequemen Sitzgelegenheit auf dem Rücken der Pferde wird der Beruf des Sattlers als erstes verbunden. Doch bei weitem dreht sich nicht alles nur um Sättel -Ê auch die Reparatur von Medizinbällen und Lederhosen oder die Herstellung von Gürteln zählen zu den Aufgaben von Elke Neumann. Die Peckeloherin ist eine von nur noch zwei Sattlermeistern im Kreisgebiet.

Bis zur Decke ist das Ladengeschäft am Wiedenfeld bestückt mit Sätteln, Trensen, Halftern und unzähligen weiteren Stücken rund um den Pferdebedarf. Elke Neumann ist Sattlerin, wie man es zunächst versteht: Sie arbeitet viel mit Leder, Riemen und eben Sätteln. »Aber der Beruf des Sattlers ist sehr breit gefächert«, erläutert sie. »Je nach Spezialisierung stellen Sattler Innenausstattungen für Autos her, Cabrioverdecke oder Bootsplanen.« Denn den Beruf gebe es solange wie die Menschen selbst: »Schließlich hat irgendwer auch schon die Löcher in die Felle gemacht, durch die die Steinzeitmenschen ihre Köpfe gesteckt haben.«
Sie selbst stellt nicht nur Riemen, Gürtel und Geschirre in Eigenarbeit her, sondern übernimmt all das, »was alle anderen nicht können«. Sie repariert Medizinbälle und Turnböcke des Gymnasiums ebenso wie Gürtelschlaufen, Druckknöpfe an Jacken oder Lederhosen. »Wo industriell hergestellte Artikel nicht mehr ausreichen, helfen wir«, erklärt sie. »Denn Sättel werden mittlerweile von der Stange hergestellt. Pferde sind aber nicht von der Stange. Deswegen müssen die Stücke angepasst werden.« Ein wichtiger Teil ihrer Arbeit ist also der Außendienst auf den Höfen der Umgebung.
Damit der Laden auch dann weiter läuft, arbeiten Ehemann Detlef Neumann und seit September die Auszubildende Sonja Schuler mit im Betrieb. Sie sieht sich am Beginn einer sechsjährigen Lehrzeit. Nach drei Ausbildungs- und drei Gesellenjahren kann sie ihren Meister machen und eine eigene Sattlerei eröffnen. »Entgegen der Meinung vieler Menschen, auch auf dem Arbeitsamt, ist dies ein sehr zukunftsträchtiger Beruf«, erzählt die 21-Jährige. In ihrer Heimat Beilstein bei Stuttgart gebe es im Umkreis von 50 Kilometern nur einen Sattler, und das bei unzähligen kleinen Reitställen. Vielleicht werde sie als Meisterin dorthin zurückkehren.
Doch bis dahin wird sie noch viel lernen. Sie wird an Qualität, Dicke, Geschmeidigkeit und Aussehen von Leder erkennen können, für welche Produkte es geeignet ist, wird mit Nadel und Faden, Flex, Bohrmaschine und Ledermesser umgehen lernen. »Für diesen Beruf braucht man Muskeln«, sagt Elke Neumann, die wie ihre Auszubildende von Jugend an große Pferdeliebhaberin ist, obwohl sie erst mit 30 zu ihrem Beruf kam. Im Pferdebereich sind nicht von ungefähr 90 Prozent der Sattler Frauen. Elke Neumann: »In der Autoausstattung ist das genau anders herum.«

Artikel vom 11.10.2005