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Gedanken zum Wochenende
Von Pastorin Petra Ottensmeyer

Farbenpracht

Pastorin Petra Ottensmeyer von der TelefonSeelsorge Ostwestfalen.

Der Herbst hält Einzug. Wieder einmal. Das Auge mag sich nicht satt sehen, wenn Tag für Tag die Welt sich immer bunter zeigt. Duft steigt auf von frisch gefallenem Laub, von würzigen Pilzen. Die letzten Früchte reifen, lösen sich von den Ästen und fallen schwer auf die Wiese. In den Gärten wird geerntet und das Land für den Winter vorbereitet.
Am schönsten ist diese Herbstzeit vielleicht in den Bergen. Das Oktoberbild meines Fotokalenders zeigt ein beeindruckendes Bergpanorama, im Vordergrund einen sich verfärbenden Baum. Bei einem solchen Anblick möchte ich in die Worte des alttestamentlichen Beters einstimmen: »Herr, wie sind eine Werke so groß und viel, du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter.« (Ps 104, 24) Beinah überschwänglich beschreibt der Psalmist die Schönheiten der Schöpfung.
Er dankt Gott für alles Wachsen auf der Erde, für die Fülle der Schöpfung. - Auch wenn wir in einer anderen Landschaft und in einer anderen Zeit leben, können wir diese Freude verstehen. Große Schauspiele der Natur, ein Sonnenuntergang oder ein Blick über Wälder und Täler, regen uns an zum Nachdenken, zum Staunen, zum Danken. Doch die Größe der Werke Gottes, spiegelt sich auch im Kleinen. Vielleicht findet jemand von Ihnen in diesen Tagen ein einzelnes Blatt, dass er aufhebt und mitnimmt, weil ihm die Farbe so gut gefällt. Vielleicht schenkt Ihnen ein Kind oder Enkelkind eine Kastanie, dessen braune Oberfläche schön glänzt. Vielleicht können Sie vor dem Küchenfenster einen Baum beobachten, wie er seine Farbe verändert.
All das sind kleine Wunder der Natur, die Gottes Größe zeigen. So kann die zauberhafte Farbenpracht des Oktobers wie ein Gleichnis aufleuchten. Ein Jahr hat wieder den großen Bogen des Wachsens, Blühens und Fruchtbringens durchschritten. Sein Abschied ist zugleich ein Höhepunkt.

Artikel vom 08.10.2005