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Fahrradfahrer haben die Nase vorn

Ungewöhnliches Wettrennen in der Harsewinkeler Innenstadt - Einkaufsgutscheine verlost

Harsewinkel (GG). Erstmalig in der Geschichte der Stadt Harsewinkel hat es am Samstag in der Innenstadt eine Wettfahrt gegeben. Die Aktion war sogar von der Verwaltung angestiftet worden, wurde vom WDR gefilmt und von der Polizei seelenruhig beobachtet.

Da war zum einen der städtische Energieberater Peter Gödde auf einem Dienstfahrrad der Stadtverwaltung. Seine »Konkurrenten«: Karl-Heinz Diederichs, Vorsitzender des CDU-Ortsverbands, als Fahrer und Andreas Faulhaber, Vorstandssprecher von Bündnis 90/Die Grünen sowie Mitglied in der Arbeitsgemeinschaft Rövekamp, als Beifahrer und Navigator mit einem 75 PS-starken Diesel-Pkw, ebenfalls ein Dienstfahrzeug der Stadt.
Die Aufgabenstellung für beide Seiten: Nach dem Start vom Alten Markt zur Buchhandlung Jürgensmeyer fahren, dort ein Buch entgegen nehmen, dann weiter zum Fahrradgeschäft Laumann, dort ein Fahrradersatzteil abholen, weiter zum Lidl-Markt und Brötchen kaufen, dann zum Hallenbad und zur Mehrzweckhalle, dort an der Fotovoltaik-Anlage die Zählerstände aufschreiben und zurück zum Alten Markt. Während sich die Besatzung des Pkw an die Straßenverkehrsordnung halten musste, konnte Peter Gödde Abkürzungen fahren. Und so traf er schon nach 16 Minuten mit den »Beweisgegenständen« am Ziel ein - lächelnd und keinesfalls körperlich erschöpft. Die Brötchen und den Schlüsselanhänger zeigend und die Zählerstände vorlesend, bewiesÊ Gödde, dass er an allen fünf Stationen gewesen war.
Zwölf Minuten später, also 28 Minuten nach dem Start, trudelten auch Karl-Heinz Diederichs und Andreas Faulhaber ein. Sie waren 6,8 Kilometer gefahren und hatten rund einen halben Liter Diesel verbraucht. »Dass das Fahrrad diesen Wettbewerb gewinnen würde, war eigentlich klar, aber dass das Auto-Team so viel später ankommt, hätte ich nicht gedacht«, meinte Bürgermeisterin Sabine Amsbeck-Dopheide beeindruckt. »Wir hatten mit dem Verkehr zu kämpfen, mussten Parkplätze suchen, aussteigen, einsteigen, Ampelphasen abwarten, an Zebrastreifen halten und uns an die Geschwindigkeit halten«, erklärte Diederichs die zeitraubenden Abläufe für Autofahrer.
Die Idee zu der Vergleichsfahrt war der Bürgermeisterin und Peter Gödde im Stau auf der A2 gekommen. »Wir waren vor drei Wochen auf dem Rückweg von einem Fahrradkongress in Köln, als wir im Stau standen und ich die Unterlagen durchgeblättert habe. Da wurde ich auf eine alte Wettfahrt zwischen Rad und Auto aufmerksam. Dann haben wir das Konzept entwickelt«, erklärte Amsbeck-Dopheide. »Sinn und Ziel war, den Bürgern deutlich aufzuzeigen, welch gute, gesunde und günstige Alternative das Fahrrad zum Auto ist«, so die Bürgermeisterin.
Dass auch die Bürger an den Sieg des Rads geglaubt hatten, zeigte sich bei der Siegerehrung zur Verlosung - nur ein einziger Teilnehmer hatte auf das Auto gesetzt. Je einen Einkaufsgutschein gewannen Annette Brinkrolf, Christoph Diederichs und Gundel Bär.

Artikel vom 10.10.2005