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Entwicklung der Zahlen ist schockierend

Eltern-Aufklärungsabend in der Begegnungsstätte über Drogenkonsum bei Schülern

Wehdem (fel). Die Zahlen sind schockierend: Etwa 40 Prozent aller Schüler kommen während ihrer Schullaufbahn mindestens einmal mit Drogen in Kontakt.

Bei solchen Fakten sollten alle Eltern über Drogen und Drogenmissbrauch aufgeklärt werden, um ihren Kindern zu helfen oder diese über die große Gefahr von Rauschmitteln adäquat aufzuklären. Hierfür machten sich Gemeindejugendpfleger Dietmar Sander, Sabine Schulz von der Drogenberatung Kreis Minden Lübbecke und der Polizist Peter Schumacher stark.
Sie boten einen Aufklärungsabend für Erwachsene in der Begegnungsstätte Wehdem an. Leider kamen nur wenige Zuhörer, die diese Chance für sich ergreifen wollten.
»Drogen von heute sind nicht mehr die gleichen wie die Drogen von damals«, erzählte Peter Schumacher. »Enthielt Cannabis früher etwa drei Prozent des Rauschstoffes THC, so ist heute in einer Marihuanazigarette mindestens die fünffache Menge THC enthalten.« Auch das Konsumverhalten selbst habe sich bei den Jugendlichen verändert. Es sei heutzutage »in«, nicht mehr nur eine Droge, sondern einen Drogenmix aus beispielsweise Haschisch, Alkohol und Tabletten zu konsumieren.
»Diese Fakten sind sehr bedenklich«, so Schumacher weiter. »Es ist deshalb sehr wichtig, dass die Kinder davon abgehalten werden, überhaupt erst eine Droge ausprobieren.« Mit Ermahnungen käme man da als Eltern schlecht weiter, aber ein Anreiz für die Kinder, »clean« zu bleiben wäre sicherlich, dass »jeder, der mit Drogen in Kontakt kam, automatisch als solcher bei der Verkehrsbehörde registriert wird und dieses dazu führen kann, dass der betroffene Jugendliche keinen Führerschein, sei es fürs Auto, das Mofa oder den Roller, machen kann.«
Auch bei einer Verkehrskontrolle kann Drogenkonsum heutzutage mittels moderner Technik sehr schnell festgestellt werden. Mit einem so genannten Screeningtest, welcher über die Haut gezogen wird, kann man erfahren, ob Drogen konsumiert wurden und den Konsumenten anschließend rechtlich zu einer Blutprobe zwingen.
In Bezug auf das Verhalten der Schulen zu Drogenverkauf und Konsum sei zu sagen, dass leider noch viel zu viele Lehrer und Schulleiter die Augen verschließen. Wer beim Dealen erwischt werde, müsse strafrechtlich angezeigt werden. »Wird ein Schüler aber ÝnurÜ beim Drogenkonsum ertappt, sorgt sich die Schulleitung in vielen Fällen um ihren guten Ruf und lässt es bei einer schulinternen Mahnung bewenden«, so Peter Schumacher.
Damit die Eltern sich selbst ein Bild von den Drogen und der Art des Konsums machen konnten, hatte der Polizist verschiedene Rauschmittel und Gerätschaften, wie eine Wasserpfeife, mitgebracht. Fassungslos hörten die Erwachsenen, was die Jugendlichen alles anstellen, um einen Rausch zu bekommen: Gar nicht vorstellbar war die selbstgebaute »Wasserpfeife«, welche die Wirkung des THC noch verfünffachen sollte.
Anschließend versuchte Sabine Schulz, gemeinsam mit ihrem Publikum die Wurzeln des Drogenkonsums und der -abhängigkeit zu ergründen und zu vermitteln, wie man einer Sucht vorgreift: »Die Entstehung von Sucht ist immer gleich. Erst gebraucht man ein Sucht-/Genussmittel wie beispielsweise Alkohol, dann genießt man es, als nächstes genießt man es regelmäßig und braucht es dann. Befindlichkeitsstörungen folgen, man verliert die Kontrolle über sich selbst und gerät somit in Abhängigkeit.«
Zudem erzählte sie, dass man durch Drogenkonsum aufhört, sich weiterzuentwickeln: »Drogen hemmen die Befindlichkeitssteuerung. Wer Drogen nimmt, agiert nicht aus sich selbst heraus sondern handelt nur im Rausch, ohne die Droge weiß derjenige gar nicht, wie er sich zu verhalten hat. Die sozialen ÝRegelnÜ müssen in einer Therapie mühsam nachgearbeitet werden.«

Artikel vom 08.10.2005