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Mittelalterliches Treiben als Magnet

Tausende besuchen »neuen Michaelismarkt« in Brakel: Herbstkirmes so groß wie nie

Von Michael Robrecht
Brakel (WB). »Den Michaelismarkt habe ich anders und viel kleiner in Erinnerung«, wundert sich Stefan Müller aus Höxter über das neue Gesicht des Brakeler Herbstmarktes. Dicht drängten sich bei sonnigem Wetter Tausende in der Innenstadt, um einen »Ostwestfälischen Bauernmarkt« zu erleben.

Die Reaktionen bei den Besuchern auf das neue, erweiterte Programm waren überwiegend positiv, einige Schausteller klagten jedoch über eine verhaltenen Resonanz am Freitag. »Ich habe am Freitagabend nicht einmal meine Nebenkosten wieder drin gehabt«, meinte Mandelhändler Edwin Schwaja. »Ein kleiner Annentag wird das hier nicht. Viele bummeln nur und kaufen nichts«, so der Schausteller. Und auch Zauberlichter-Verkäuferin Isabella Fegel war der Meinung, »dass man sich den Freitag bei diesem Stadtfest hätte schenken könnte«. Etwas versöhnlicher klangen die Stimmen dann am Samstag und am Familientag, dem Sonntag, als sich das Publikum an den 120 Ständen zahlreich drängte.
Als attraktiv bewertete Brakels Bürgermeister Friedhelm Spieker das neue Kleid des Marktes, der erstmals seinen Schwerpunkt auf Produkte und das Leben im ländlichen Raum legte. Ob es richtig war, dass der Brakeler Werbering erstmals ganz auf eine Gütersloher Veranstaltungsagentur setzte, die viele Stände »im Schlepptau« hatte, wird in dieser Woche in einer Bilanz des Werberings zu analysieren sein. Bernhard Fischer, Vorsitzender des Werberings, glaubt, dass der neue Michaelismarkt an Qualität und Anziehungskraft gewonnen hat. »Das neue Konzept wird angenommen«, so Fischer gestern zum WB. Dass der Freitag, der erstmals zum Markt dazugenommen worden sei, auch interessant sei, das müsse sich wohl erst noch herumsprechen. Fischer kann sich vorstellen, 2006 den Markt genau so wieder anzubieten. Positiv sei, dass die mittelalterlichen Stände gut ins andere Marktgeschehen integriert werden konnten. Aufgefallen sei ihm, dass Freitag und Samstag Brakeler Besucher unterwegs waren, der Sonntag viel Zulauf von Auswärtigen hatte.
Was - wie bei Fischer - auch beim Publikum gut ankam, war die kleine Zeitreise mit den mittelalterlich anmutenden Ständen vom Rathaus bis zum Thy. Historische Musik, Speisen und Met aus der Ritterzeit, altes Handwerk und in Originalkostüme gewandete Marktbeschicker waren ein Hingucker. Diese Stände könnten 2006 durch Darbietungen (Schaukämpfe oder Umzüge mit Rittergruppen wie beim Mittelalterspektakel in Warburg) durchaus ergänzt werden. »Wir müssen unsere Kultur bewahren«, sagte Ruth Mehler, die Stick- und Knüpftechniken der Frauen von 1200 zeigte.
Ferner gehörte zum Programm des Michaelismarktes die Musikbühne, Kinderschminken, ein Flohmarkt, Wettmelken, ein Negerkusswettessen, der Kinder- und Jugendlauf, eine Bungee-Anlage für Kinder sowie eine Disco in der Rosenstraße. Viele Gäste aus Brakel und Umgebung nutzten das Wochenende und den offenen Sonntag auch zum Herbsteinkauf in den Brakeler Geschäften.

Artikel vom 10.10.2005