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Schönerer Klang dank
Glockenstuhl aus Eiche

St.-Pius-Kirche: Alte Stahlträger von Rost befallen

Rheda-Wiedenbrück (de). Nicht nur Klangästheten finden, dass das Geläut vom Turm der St. Pius-Pfarrkirche in Wiedenbrück seit einigen Tagen noch ein paar Nuancen harmonischer, weicher und einladender klingt.
Auch mancher Nachbar und Gläubige, die »hinhören«, haben dieses Empfinden.
Es sind aber die selben Glocken, die nun schon seit 48 Jahren zur Eucharistie, zur Feier und zum Gebet rufen. Der »neue Klang« kommt vom neuen Glockenstuhl aus Eichenholz. Bislang waren die Glocken an Stahlträgern befestigt.
Die Neuanschaffung des Glockenstuhls geschah aber zu allererst nicht zur Klangverbesserung des Geläutes. Fachleute hatten festgestellt, dass der Glockenstuhl aus Stahl infolge Rostentwicklung an Verbindungsstellen erneuerungsbedürftig war. Betroffen waren insbesondere die Nietverbindungen, die den Glockenstuhl zusammenhielten. Sie hätten wegen des Rostes ausgetauscht werden müssen. Man kam aber zu dem Schluss, dass eine Sanierung des Glockenstuhls unwirtschaftlich wäre. Die Fachleute schlugen vor, den Stuhl auszubauen und ihn durch eine Konstruktion aus abgelagertem Eichenholz zu ersetzen. Der Kirchenvorstand folgte diesem Vorschlag und bekam Rückendeckung durch das Generalvikariat in Paderborn. Dort beließ man es jedoch nicht beim Ja, sondern gewährte auch einen Zuschuss in Höhe von 70 Prozent der Gesamtkosten, die sich auf 47 800 Euro belaufen. Den Rest in Höhe von 14 340 Euro hat die Gemeinde aufzubringen.
Der Vergabe des Auftrags ging eine Ausschreibung voran. Die Herstellung und den Einbau des Glockenstuhls wurden der bekannten Eifeler Glockengießerei Mark aus Brockscheid übertragen. Außerdem waren die heimischen Firmen, Elektro-Meyer, Bau-Mestekemper, Metallbau-Winkenstette und Gerüstbau-Effertz beteiligt. Von der Güte des Holzmaterials überzeugten sich vor dem nach oben Hieven am Fuß des Turmes, Pfarrer Otto Okkerse, sein Vertreter im Kirchenvorstand, Franz-Josef Kriemann, und Vorstandsmitglied Godehard Wulf.
Wie der Vertreter der Eifeler-Glockengießer auf Anfrage erklärte, sei das Holz für den Pius-Glockenstuhl auf belgischem Gebiet in der Eifel gewachsen. Das Alter der Eiche sei mit rund 150 Jahren beziffert worden. Zehn Jahre habe der Stamm Zeit während der Lagerung zum Trocknen gehabt. Auf Eifel-Höhe wuchs der Baum sehr langsam. Das garantiere besonders dichtes Holz und damit eine lange, lange Lebensdauer des Glockenstuhls. Jalousien in den Schalllöchern des Turmes und der Einsatz von Lamellen sorgten in Zukunft für »gesundes, trockenes Klima« im Glockenraum. Das Eindringen von Regen und Schnee werde verhindert. Auch diese Maßnahme trage zum Erhalt des Holzes bei. Zusätzlich werde auch die Schallübertragung positiv beeinflusst.

Artikel vom 08.10.2005