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Landrat erteilt Wessels
kompletten »Freispruch«

Altenbekener Bürgermeister hat korrekt gehandelt

Von Karl Pickhardt
Kreis Paderborn/Altenbeken (WV). Der Altenbekener Bürgermeister Hans Jürgen Wessels (SPD) hat keine Dienstpflichtverletzungen begangen und korrekt gehandelt. Zu diesem Ergebnis kommt Landrat Manfred Müller, der ein von Wessels selbst beantragtes Disziplinarverfahren einstellt.

Dem Egge-Bürgermeister können aus Sicht des Landrats weder bei der Beförderung von Wessels Lebensgefährtin Marion Renner (38) zur Amtsleiterin noch bei der Herausgabe des Kinderbuches »Paulas Traum« Verfehlungen zur Last gelegt werden. Damit räumt der Landrat mit Vorwürfen auf, Bürgermeister Wessels (49) habe seine Lebensgefährtin im Rathaus zum Nachteil der Gemeinde bei der Herausgabe des Buches unterstützt.
Marion Renner, so Landrat Müller in einer Presseveröffentlichung vom Freitag, habe das Buch »Paulas Traum« von September bis Dezember 2004 in ihrer Freizeit »offenkundig im Interesse der Gemeinde gefertigt«. Die Autorin erhalte allenfalls eine Anerkennungsvergütung, die sich nach dem Verkauf der Bücher richte. Der Bürgermeister sei nach einem Ratsbeschluss vom Juni 2004 ermächtigt gewesen, die im Eigentum der Gemeinde stehenden Bücher wie auch andere Merchandise-Artikel beim Viaduktfest zu vermarkten. Diesen Rahmen habe Wessels nicht überschritten. Bei einer vollständigen Veräußerung der 3000 Exemplare erziele die Gemeinde sogar noch einen Gewinn. Die Druck- und Layout-Kosten beliefen sich auf 14 240 Euro.
Die Ermittlungen von Landrat Müller (CDU) sehen auch keinen zeitlichen Zusammenhang zwischen der Entscheidung, das Buch aufzulegen, und dem privaten Verhältnis des Bürgermeisters zur Buchautorin und Lebensgefährtin Marion Renner. So verböten sich ernsthafte Zweifel daran, dass das Buch unter objektiven Gesichtspunkten aufgelegt worden sei.
Auch bei der Beförderung zur Amtsleiterin sieht der Landrat keinen Bezug zum privaten Verhältnis. Diplom-Ökonomin Marion Renner nehme die ihr aufgetragenen Aufgaben in den Bereichen Marketing und Wirtschaftsförderung bereits seit Mai 2002 wahr. Die Übertragung der Leitung des Bürgerbüros im Februar 2005 habe keinen Einfluss auf die Bewertung ihrer Stelle gehabt.
Bürgermeister Wessels hatte - wie mehrfach berichtet - dieses jetzt eingestellte Ermittlungsverfahren gegen sich selbst beantragt. Er wollte Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen, die vornehmlich CDU-Fraktionsvorsitzender Hermann Striewe in öffentlicher Ratssitzung formuliert hatte. Wessels sah sich zu Unrecht dem Verdacht der Untreue und einer Dienstrechtverletzung ausgesetzt. Der Landrat bestätigt jetzt Wessels Einschätzung in allen Punkten.

Artikel vom 08.10.2005