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Von Stephan Rechlin

Gütersloher
Wochenschauer

Neue Spruchbänder benötigt


Lieber tot als in der AOK« - »die AOK fügt den Menschen in ihrer Umgebung erheblichen Schaden zu« - »die Krankenkassen gefährden Ihre Gesundheit« - »Ich hätte gerne noch zu Ende operiert, Auch Ohne Kohle.« Das ist eine Auswahl der Spruchbänder, die während der Demonstration zum Erhalt des evangelischen Krankenhauses Rheda in die Luft gehalten wurden. Nach der Rüge des Gesundheitsministeriums in dieser Woche müsste die Demonstration wiederholt, müssten die Spruchbänder umgeschrieben werden.
Nach den Ermittlungen des Ministeriums hat der evangelischen Stiftung eine verbindliche Zusage der Krankenkassen vorgelegen, die Behandlung der vor dem 30. Juni aufgenommenen Patienten auch weiterhin zu finanzieren. Das Krankenhaus hätte vom 1. Juli an nur keine neue Patienten aufnehmen dürfen. Alle offenen Fragen zur künftigen Zusammenarbeit mit dem Städtischen Klinikum Gütersloh, zum medizinischen Leistungskatalog und zur Abgeltung offener Rechnungen hätten also auch noch im Juli geklärt werden können - bei laufendem Betrieb.
Vor diesem Hintergrund wird der rein politische Effekt der Blitzräumung deutlich. Die Krankenkassen sollten unter öffentlichen Druck gesetzt und zu einer möglichst schnellen Zusage zum Erhalt des Krankenhauses gezwungen werden. Es hat funktioniert. Sogar der ehemalige Regierungspräsident spielte dabei mit und drosch auf die Krankenkassen ein. Ärzte des Krankenhauses waren bereit, für dieses Ziel frisch operierte Patienten in andere Kliniken verlegen zu lassen. Das alles unter einem Zeitdruck wie bei einer bevorstehenden Flutkatastrophe.
Natürlich wird es keine neue Demonstration geben. Natürlich werden die Spruchbänder nicht umgeschrieben. Vermutlich wird die evangelische Stiftung die für sie folgenlose Rüge nicht einmal kommentieren. Doch auf privater Ebene wären nun ein paar Entschuldigungen fällig.

Artikel vom 08.10.2005